Unterdessen wird gegen den Entführer auch wegen Mordes ermittelt.
Gegen das mutmaßliche Entführer-Paar, das 1991 in Kalifornien ein elfjähriges Mädchen verschleppt, es 18 Jahre lang gefangen gehalten und sexuell missbraucht haben soll, ist am Freitag Anklage erhoben worden. Wie der US-Sender CNN berichtete, werden dem 58 Jahre alten Phillip Garrido und seiner 55-jährigen Frau Nancy unter anderem Entführung, Vergewaltigung und Freiheitsberaubung vorgeworfen. Gegen das Ehepaar liegen mehr als zwei Dutzend Anklagepunkte vor.
"Nicht schuldig"
Die mutmaßlichen Entführer traten in
Handschellen und roter Gefängniskleidung im Bezirk El Dorado County
schweigend vor den Richter. Durch ihre Anwälte plädierten sie auf "nicht
schuldig". Bei einer Verurteilung droht ihnen lebenslange Haft. Nancy
Garridos Verteidiger, Gilbert Maines, sagte Reportern, dass er sich noch
kein Bild von dem Geisteszustand seiner Mandantin machen konnte. "Sie sitzt
auf der Anklagebank und weint", berichtete er.
Auch Prosituierte ermordet?
Gegen Phillip Garrido wird jetzt auch
im Zusammenhang mit der Ermordung von vier Frauen in den 1990er Jahren,
darunter drei Prostituierte, ermittelt. Wie der Sender KTVU am Freitag
berichtete, sollen die Leichen der Frauen in der Nähe eines früheren
Arbeitsplatzes des Mannes gefunden worden sein. Die Beamten gingen
entsprechenden Hinweisen nach und durchsuchten am Freitag das Haus des
Mannes, hieß es.
"Stimme Gottes"
Die mutmaßlichen Kidnapper waren am
Mittwoch im kalifornischen Antioch festgenommen worden. Die Polizei konnte
die inzwischen 29 Jahre alte Jaycee Lee Dugard aus der Gewalt des Ehepaares
befreien. Sie war 1991 als Elfjährige nahe ihres Elternhauses in South Lake
Tahoe entführt worden. Nach den Ermittlungen der Polizei wurde sie in einem
Gartenschuppen hinter dem Einfamilienhaus gefangen gehalten und sexuell
missbraucht. Garrido zeugte mit ihr zwei Kinder. Die Töchter der Entführten
sind elf und 15 Jahre alt. Nachbarn und Bekannte beschrieben den Mann als
religiösen Fanatiker, der davon sprach, Gottes Stimme zu hören.
Nachbarin wusste davon
Die Polizei in Antioch räumte am Freitag
Fehler bei ihren Ermittlungen ein. "Wir haben eine Gelegenheit verpasst,
früher einzugreifen", sagte Sheriff Warren Rupf Reportern. Eine Nachbarin
hatte im November 2006 die Polizei alarmiert. Sie beschrieb Garrido als
"Psycho" und berichtete von den Kindern, die in Zelten lebten. Diesem Tipp
hätte man mit mehr Nachdruck nachgehen sollen, so Rupf. Ein Beamter habe
damals mit Garrido in dessen Vorgarten gesprochen, aber nicht das Haus
durchsucht. Der Ermittler wusste angeblich nicht, dass der Hausbesitzer
bereits ein Vorstrafenregister als Sexualverbrecher hatte.
"Kranker Mann"
Garridos 88 Jahre alter Vater, Manuel
Garrido, beschrieb seinen jüngsten Sohn als einen "kranken Mann". Er sollte
bestraft, aber wie eine "verrückte Person" behandelt werden, sagte der in
Nordkalifornien lebende Mann der "Los Angeles Times". Der Ärger habe schon
in der Schule begonnen, nachdem der Bub die Droge LSD entdeckt hatte. "Damit
ruinierte er sein Leben. Danach stellte er eine Menge verrückter Dinge an".
Nach Behördenangaben verbüßte Garrido von 1977 bis 1988 eine Haftstrafe wegen Entführung und eines Sexualdelikts. Ursprünglich war er zu 50 Jahren Haft verurteilt wurden, kam dann aber auf Bewährung frei.