Der Vater des 3-Jährigen geriet bei der Rettung des Segelschiffs in den Kugelhagel zwischen Piraten und französischer Armee. Auch zwei Piraten wurden getötet.
Die französische Armee hat am Freitag das vor der somalischen Küste entführte Segelboot "Tanit" aus den Händen von Piraten befreit. Bei der Militäraktion wurde der Vater des 3-Jährigen getötet, während die anderen vier, darunter der kleine Bub, lebend gerettet wurden. Der Mann wurde beim Schusswechsel zwischen französischen Spezialkräften und den Piraten getroffen.
Starb Vater durch französische Schüsse?
Nach der
gewaltsamen Befreiung des vor Somalia entführten französischen Segelbootes
"Tanit" hat der französische Verteidigungsminister Herve Morin nicht
ausgeschlossen, dass die dabei getötete Geisel durch Schüsse französischer
Sicherheitskräfte starb. Angesichts des Schusswechsels zwischen Piraten und
Spezialkräften der französischen Armee am Freitag könne nicht ausgeschlossen
werden, dass der Tod des Mannes durch Schüsse der französischen Seite
herbeigeführt worden sei, erklärte Morin am Samstag dem Radiosender Europe
1. Eine Untersuchung des Vorfalls sowie eine Autopsie des Opfers solle
Klarheit verschaffen.
2 Seeräuber tot
Die vier Überlebenden überstanden die
Befreiungsaktion unversehrt. Zwei Piraten wurden getötet, drei weitere
festgenommen. Die "Tanit" war am vergangenen Samstag von Piraten
im Golf von Aden gekapert worden. An Bord waren zwei Paare und der
dreijährige Sohn eines der Paare. Die Gruppe war seit Juli vergangenen
Jahres auf dem 12,5 Meter langen Boot unterwegs und wollte nach Sansibar vor
der Küste von Tansania segeln.
Piraten lehnten Lösegeld ab
Die französischen Behörden
hatten am Donnerstag Verhandlungen mit den Piraten aufgenommen. Die
Seeräuber hätten aber ihre Drohungen verstärkt und die Angebote für Lösegeld
abgewiesen. Das Segelboot trieb in Richtung Küste. Daher war ein
Militäreinsatz zur Befreiung der Geiseln beschlossen worden. Die "Tanit"
war am vergangenen Wochenende mehr oder weniger zeitgleich mit dem deutschen
Frachter "Hansa Stavanger" gekapert worden.
"Hansa Stavanger" noch gekapert
Der Krisenstab des
Auswärtigen Amtes hatte eine gewaltsame Befreiung der u.a. mit fünf
Deutschen besetzten "Hansa Stavanger" geplant. Die Piraten
brachten den Frachter aber zu schnell zu ihrem Stützpunkt. Ein
Kompetenzstreit zwischen Bundeswehr und Bundespolizei verhinderte die
Geisel-Befreiung. Die Marineleitung der Fregatte "Rheinland-Pfalz"
untersagte trotz Anweisung aus dem Krisenstab, das von Piraten entführte
Schiff zu stoppen.
US-Kapitän in Gewalt der Seeräuber
Die Fregatte "USS
Halyburton" traf am Freitag im Indischen Ozean ein, wo seit Mittwoch
der US-Kapitän des Frachters "Maersk Alabama" in einem
Rettungsboot festgehalten wurde. In der Nähe des Bootes befand sich bereits
der Zerstörer "USS Bainbridge". Der Zerstörer hinderte die
Piraten daran, ihre Geisel auf ein größeres Schiff zu bringen. Nun versuchen
aber befreundete Piraten, die "Hansa Stavanger" zu dem kleinen
Rettungsboot zu steuern, um ihren Kollegen darauf Zuflucht zu gewähren. Für
den Kapitän verlangen sie angeblich zwei Millionen Dollar Lösegeld.
Fluchtversuch gescheitert
Die "USS Halyburton" hat
Hubschrauber an Bord. Etwas weiter entfernt vom Ort des Geschehens hielt
sich auch das Amphibienschiff "USS Boxer" auf. Ein
US-Aufklärungsflugzeug überflog die Region. Dem Kapitän misslang in der
Nacht auf Freitag ein Fluchtversuch. Er versuchte, schwimmend zu der "USS
Bainbridge" zu gelangen. Die Piraten fingen ihn aber wieder ein.
Die Besatzung der "Maersk Alabama" hatte die Piraten am Mittwoch in die Flucht geschlagen. Seitdem halten die vier Seeräuber den Kapitän auf dem Beiboot fest. Der Frachter, der Hilfsgüter für afrikanische Flüchtlinge an Bord hat, wird am Wochenende im kenianischen Hafen Mombasa erwartet. Er wird inzwischen von US-Soldaten gesteuert. Seit dem 4. April gerieten vor Somalia vier Schiffe in die Gewalt von Piraten.