Über 40 Menschen wurden bei dem Unglück in Sao Paulo verletzt, weitere Opfer werden unter den Trümmern vermutet.
Der Einsturz eines tonnenschweren Kirchendaches am Sonntag in Sao Paulo hat mindestens neun Menschen das Leben gekostet. Nach Angaben der Feuerwehr erlagen eine 67-Jährige sowie eine 62-jährige Frau am Montag früh (Ortszeit) im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen. Sieben Frauen im Alter von 15 bis 80 Jahren starben am Sonntagabend am Unglücksort, als das Dach des Haupttempels der zu Pfingstbewegung zählenden umstrittenen Religionsgemeinschaft "Wiedergeburt in Christus" auf die Gläubigen herabstürzte. Rund 100 Menschen wurden nach offiziellen Angaben teils schwer verletzt.
Unglück geschah zwischen zwei Messen
Das Unglück geschah um
kurz vor 19.00 Uhr zwischen zwei aufeinanderfolgenden Messen. Einige
Besucher wollten die Kirche gerade verlassen, andere wiederum betraten das
Gebäude. Die Kirche ist Hauptsitz der Gemeinschaft. Sie war früher ein Kino
und bietet Platz für bis zu 2.000 Menschen. Feuerwehrleute suchten die ganze
Nacht bei Flutlicht in den Trümmern nach Verschütteten. Der Unglücksort um
das etwa 60 Meter lange und 25 Meter breite Gebäude im Stadtteil Vila
Mariana wurde weiträumig abgesperrt. Die Ursache des Einsturzes ist noch
unklar.
Der Gouverneur des Bundesstaates Sao Paulo, Jose Serra, der den Unglücksort noch in der Nacht besuchte, sprach dennoch von einem "großen Glück", weil die Kirche zum Zeitpunkt des Einsturzes nicht voll besetzt gewesen sei. Nach Angaben der Kirchengemeinde waren nur etwa 60 Gottesdienstbesucher im Inneren des Gebäudes. Die Feuerwehr geht aber davon aus, dass sich bis zu 600 Menschen in dem Tempel oder in nächster Nähe aufhielten, als das Dach herabstürzte.
Prominentestes Mitglied der Gemeinschaft ist der brasilianische Star-Fußballer Kaka (derzeit noch AC Mailand), der 2005 in dieser Kirche seine langjährige Freundin Caroline heiratete. Die Freikirche gilt als zweitgrößte Pfingstgemeinde Brasiliens. Sie hat weltweit etwa zwei Millionen Anhänger und verfügt über rund 1500 Gotteshäuser unter anderem in den USA, Argentinien und Spanien.
Kirchengründer sitzen im Gefängnis
Die Kirchengründer,
der Ex-Manager und heutige "Apostel" Estevam Hernandes und seine Frau
"Bischöfin" Sonia, wurden 2007 in Florida festgenommen und wegen Geldwäsche
zu einer mehrmonatigen Haftstrafe verurteilt. Sie dürfen die USA auch heute
nicht verlassen und müssen sich regelmäßig bei den Behörden melden. Sie
hatten 56.000 Dollar in die USA geschmuggelt und das Geld unter anderem im
doppelten Boden einer Bibel versteckt.
Die brasilianischen Behörden fordern die Auslieferung des Paares, dem sie Geldwäsche und Bildung einer kriminellen Vereinigung vorwerfen. Sie sollen Spendengelder veruntreut und ein Vermögen in Millionenhöhe angehäuft haben. Beide meldeten sich noch in der Nacht aus den USA. "Wir sind alle völlig entsetzt, traurig und bestürzt über die Tragödie, die uns am Sonntag traf, die Menschen in den Tod riss, verletzt hat und so viel Schrecken brachte", hieß es in einer Erklärung.
Foto: (c) Reuters