Sicherheits- und Hygieneregeln für Transporte ins All sind streng. Trotzdem ist offenbar eine Spinne unbemerkt zur Internationalen Raumstation gelangt. Wie gefährlich ist das Tier für Menschen an Bord der ISS?
Vor 13 Jahren, im Mai 2011, wurden die Seidenspinnen Gladys und Esmeralda mit dem Space Shuttle »Endeavour« zur Internationalen Raumstation (ISS) gebracht. Das Ziel der Wissenschaftler war es, den Einfluss der Schwerelosigkeit auf die Konstruktion von Spinnennetzen zu untersuchen und Schüler für Weltraumforschung zu begeistern. Während ihres Aufenthalts auf der ISS baute Gladys 22 Netze, Esmeralda schaffte es sogar auf 34, alles innerhalb einer speziellen Experimentierbox.
Im Gegensatz dazu wurde kürzlich eine andere Spinne auf der ISS entdeckt, die dort jedoch nicht im Rahmen eines Experiments gelandet war, sondern als blinder Passagier. US-Astronaut Michael Barratt entdeckte das Tier in seinem Schlafquartier, und die Organisation World Extreme Medicine, bei der Barratt tätig ist, berichtete darüber auf ihrer Facebook-Seite.
Spinnenexperte Jason Dunlop vom Museum für Naturkunde in Berlin, der auch Sekretär der International Society of Arachnology ist, wurde mit der Bestimmung der Spinne beauftragt. Aufgrund eines Fotos vermutet er, dass es sich um eine Art aus der Familie der Lochröhrenspinnen handelt, die hauptsächlich in den Tropen und Subtropen beheimatet sind.
Blinder Passagier
Wie die Spinne zur ISS gelangte, bleibt spekulativ. Möglicherweise kam sie aus Florida, von wo aus alle amerikanischen Raumkapseln starten. Trotz strenger Hygienemaßnahmen könnte das Tier unbemerkt in die Raumfähre gelangt sein. Obwohl das Gift dieser Spinnenart für Menschen nicht gefährlich ist, birgt ein solcher blinder Passagier das Risiko, Krankheitserreger einzuschleppen.
Es handelt sich definitiv nicht um eine Nachfahrin der 2011 untersuchten Seidenspinnen. Während Esmeralda während ihrer Mission verstarb, kehrte Gladys nach 65 Tagen lebend zur Erde zurück. Die neu entdeckte Spinne hingegen wurde nach ihrem Fund eingefroren und soll nicht lebend zur Erde zurückkehren.