Die Raumfähre wurde beim 6. Startversuch von Isoliermaterial getroffen.
Die Freude über den endlich gelungenen Start der US-Raumfähre "Endeavour" ins All ist Donnerstag früh (MESZ) durch einen Zwischenfall getrübt worden: Wie Bilder der Kontrollkameras zeigten, lösten sich beim Start ungefähr ein Dutzend Teile der Isolierung eines Außentanks. Mindestens eines dieser Stücke habe nach Angaben eines NASA-Sprechers das Shuttle getroffen und drei Einschläge auf dem Hitzeschild verursacht, berichtete die "New York Times" auf ihrer Internetseite in der Nacht zum Donnerstag.
Oberflächliche Schäden
Nach einer ersten Durchsicht
wurde vorsichtig Entwarnung gegeben: Auf den ersten Blick wirkten die
Schäden geringer als die beim vorangegangenen Shuttle-Start, hieß es in Cape
Canaveral. Eine genaue Analyse werde aber mehrere Tage dauern. Die "Endeavour"-Besatzung
sollte sich am Nachmittag (16.40 Uhr MESZ) an der Ermittlung des Schadens am
Hitzeschutzschild der Raumfähre beteiligen. Dabei sollte ein
lasergesteuerter, 30 Meter langer Greifarm zum Einsatz kommen.
Abfallendes Isoliermaterial hatte 2003 das Unglück der Raumfähre "Columbia" verursacht, bei dem alle sieben Astronauten ums Leben kamen.
Zuvor hatte die Freude überwogen: Im sechsten Anlauf war der Start mit sieben Astronauten an Bord endlich geglückt. Der Shuttle hob am Mittwochabend (18.03 Uhr Ortszeit/00.03 MESZ) mit mehr als einmonatiger Verzögerung vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida ab. Der Abflug in der beginnenden Dämmerung war besonders spektakulär: Viele Menschen verfolgten den Feuerschweif, während der Orbiter in den klaren Abendhimmel stieg.
Fünfmal verschoben
Die Raumfähre soll den letzten Teil des
japanischen Weltraumlabors "Kibo" zur Internationalen
Weltraumstation (ISS) bringen. Der Start der "Endeavour" musste
zuvor fünfmal wegen technischer Probleme oder schlechten Wetters abgebrochen
werden. Ursprünglich hätte die "Endeavour" schon vor
einem Monat am 13. Juni starten sollen. Ziel der Mission ist die
Internationale Raumstation ISS, wo der Space Shuttle am Freitag eintreffen
soll. Die Heimreise zur Erde soll der Orbiter nun am 28. Juli antreten und
zwei Tage später landen.
In den vergangenen Tagen mussten drei Anläufe wegen Gewitters abgeblasen werden. Zweimal wurde der Start nur wenige Stunden vor dem Termin verschoben, weil sich dunkle Gewitterwolken bis auf wenige Kilometer genähert hatten. Bereits zuvor hatte ein Leck im Tank der NASA zweimal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wäre auch der sechste Startversuch abgeblasen worden, hätte eine längere Verschiebung ins Auge gefasst werden müssen, weil demnächst auch ein russischer Raumtransporter zur ISS starten soll.
Geduldsprobe
Die ständigen Startverschiebungen waren auch für
den japanischen ISS-Bewohner Koichi Wakata zur Geduldsprobe geworden. Der
45-Jährige soll nun Ende Juli nach einem dreimonatigen Aufenthalt in der ISS
mit der "Endeavour" zur Erde zurückkehren. Seinen Platz in der
Raumstation wird Flugingenieur Tim Kopra einnehmen.
Hauptaufgabe während der 16-tägigen "Endeavour"-Mssion ist, eine gut vier Tonnen schwere Logistikplattform an der Außenwand des japanischen Raumlabor Kibo anzubringen. Darauf sollen später Instrumente für Experimente im All installiert werden. "Eine Veranda im Weltall", nennt die NASA die Plattform. Dort sollen etwa eine Röntgenkamera sowie Instrumente zur Untersuchung von kosmischem Staub installiert werden. Insgesamt sind für die Astronauten fünf Außeneinsätze geplant.