Noble Umweltsünder

England berechnet CO2-Ausstoß der Windsors

25.01.2007

Pro Jahr emittiert die Königliche Familie Englands fast 8.000 Tonnen CO2 - und erhält dafür scharfe Kritik von Umweltschützern.

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© (c) Getty Images
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Alles in allem sind die Briten doch ganz zufrieden mit ihrem Königshaus. An die verschiedenen Schrullen der Windsors, wie sie gerade im hoch gelobten Kinofilm "The Queen" zu sehen sind, hat man sich gewöhnt. Auch Thronfolger Prinz Charles, dem viele Landsleute lange Zeit einen Öko-Spleen unterstellten, genießt wieder mehr Respekt. Mehr noch: Viele Briten geben zu, dass der "Grüne Prinz" mit seinen Ideen Recht haben könnte. Es ist, als ob die Briten mit ihrem neu entdeckten grünen Gewissen sogar die Deutschen überholen wollten.

Jeder kann eigenen CO2-Ausstoß berechnen
Die Sorge vor einer Klimakatastrophe hat sich in London zu einem Mega-Thema entwickelt, über das bei allen Gelegenheiten gesprochen wird. Auf den Wandelgängen des Parlaments ebenso wie auf Partys oder beim Abendessen, wenn Kinder ihre Eltern einer Befragung unterziehen, was die eigene Familie eigentlich gegen den Treibhaus-Effekt unternimmt. In den Londoner Blättern finden sich lange Tabellen, mit denen jeder seinen "persönlichen" Ausstoß am Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) berechnen kann.

Außerdem haben die Briten derzeit ein sichtbares Vergnügen daran, den "Carbon Footprint" ("CO2-Fußabdruck") ihrer Prominenz zu ermitteln. Die Königsfamilie schneidet dabei nicht besonders gut ab. Der "Daily Mirror" listete auf, dass die Windsors bei Urlaubs- oder Dienstreisen sowie mit der Heizung ihrer Immobilien pro Jahr fast 8.000 Tonnen CO2 in die Welt setzen. Zum Vergleich: Der Wert für eine britische Standardfamilie liegt unter elf Tonnen.

Prinz Andrew schlimmster Umweltsünder
Schlimmster Umweltsünder unter den Royals soll Charles' Bruder Andrew sein, der wegen seiner Vielfliegerei schon länger den Spitznamen "Air Miles Andy" trägt. Am besten schnitten die jungen Prinzen William und Harry ab, die beide allerdings noch keinen eigenen Haushalt haben und wegen ihres Militärdienstes nur eingeschränkt reisefähig sind. Die Queen, von der bekannt ist, dass sie gerne mit dem Geländewagen durch die schottischen Highlands kutschiert, bekam auf einer Zehnerskala die Durchschnittsnote 5.

Angelegenheit peinlich für Prinz Charles
Besonders peinlich entwickelt sich die Angelegenheit aber für Charles, der wegen seines vermeintlich vorbildlichen Engagements für den Umweltschutz nächste Woche in New York mit dem "Global Environmental Citizen Prize" ausgezeichnet werden soll. Leider kam heraus, dass er zur Entgegennahme des Preises mit einer 20-köpfigen Delegation einfliegen will. Schnell rechneten Umweltschützer vor, dass der 58-Jährige mit seiner Entourage allein durch seine Flugreisen pro Jahr für 32,5 Tonnen CO2 verantwortlich ist.

"Grüner Ausschuss" bei den Royals
Zur Entschuldigung führte der Prinz an, dass er in den USA noch andere Termine habe. Außerdem sagte er aus Umweltschutzgründen seinen üblichen Skiurlaub in der Schweiz ab - was aber auch mit den Schneeverhältnissen zusammenhängen könnte und der Tatsache, dass Ehefrau Camilla bisher nicht als große Skifahrerin in Erscheinung getreten ist. Als weitere Reaktion wurde bei den Royals ein "Grüner Ausschuss" ins Leben gerufen, der auf Öko-Belange achten soll.

Kritik an Premier Blair
Die Windsors sind aber nicht die einzigen, die unter der verschärften Öko-Kontrolle zu leiden haben. Auch Premierminister Tony Blair, der gerne den engagierten Mahner vor der Klima-Katastrophe gibt, wird wegen eines einwöchigen Urlaubstrips nach Florida kritisiert. Er rechtfertigte sich damit, dass ein Verzicht auf Fernflüge "ein bisschen unpraktikabel" sei. Im regierungsamtlichen "Guide For A Greener Livin" ("Führer für ein grüneres Leben") wird allerdings empfohlen, lieber Urlaub auf der britischen Insel zu machen.

Zumindest da hat die Queen ein reines Gewissen. Der große Familienurlaub findet seit jeher jeden Sommer auf Schloss Balmoral in  Schottland statt. Dieses Jahr wieder.

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