Sergej Wassiljew gilt nach dem Anschlag auf einen Zug in Russland als Held.
Als der Newski Express am Freitagabend auf dem Weg nach St. Petersburg nach einer Bombenexplosion entgleist, fallen in der kleinen Stromstation von Chmeliowka vor den Augen von Sergej Wassiljew schlagartig alle Kontrolllampen aus. Der Elektriker, der in der Station alleine Bereitschaftsdienst schiebt, weiß sofort, dass etwas Schlimmes passiert sein muss. Durch die Dunkelheit eilt er zu dem nahe gelegenen Unglücksort, dort angekommen zögert er nicht lange. Zusammen mit zwei unverletzten Passagieren hilft er Fahrgästen aus den umgestürzten Waggons und bringt Schwerverletzte in Sicherheit. An die 50 Menschen hat er so gerettet.
Mehr als hundert Verletzte
"Er hat ganz einfach die Menschen aus
dem Epizentrum dieses Albtraums gebracht", sagt Jakow Scheljabin, der für
die Stromversorgung der Strecke zwischen Moskau und St. Petersburg
verantwortlich ist, auf der der Anschlag verübt wurde. "Ich habe nur ein
paar Menschen geholfen", sagt dagegen Wassiljew. Wie viele Menschen er aus
den Zugwaggons gerettet habe, habe er nicht gezählt. Sein Vorgesetzter Oleg
Panfilow findet, der etwa 50-Jährige sei zu "bescheiden": "Tatsache ist:
Dieser Mann hat Menschenleben gerettet."
Der Terroranschlag, bei dem mindestens 25 Menschen in den Tod gerissen und mehr als hundert verletzt werden, ereignet sich in einer abgeschiedenen Gegend im Nordwesten Russlands, inmitten von Wäldern und Sumpfgebieten, in der Nähe der Ortschaft Uglowka. Die Straßen in der Region sind in einem schlechten Zustand. Wassiljew kam den Opfern zur Hilfe, als noch längst keine Rettungskräfte eingetroffen und die Fahrgäste auf sich allein gestellt waren. Panfilow sagt, es habe eineinhalb Stunden gedauert, bis die ersten Krankenwagen eingetroffen seien.
"Helden unserer Zeit"
Wassiljew bringt Verletzte in das
Backsteinhäuschen, in dem die Stromstation untergebracht ist, damit sie sich
dort aufwärmen können. Einige legt er auf Decken auf den Boden. Drei der
Verletzten sterben dort, trotz der Hilfe des Elektrikers. "Als wir
angekommen sind, war alles voller Blut", berichtet Scheljabin von seiner
Ankunft in der Stromstation.
Wassiljew sei auf sich alleine gestellt gewesen, habe aber trotzdem zugepackt, sagt Panfilow. Und habe die ganze Nacht weiter geholfen, auch als die Rettungskräfte längst eingetroffen waren. Scheljabin nennt Wassiljew einen "Helden unserer Zeit".