Vor allem das verschwinden der arktischen Eismassen ist mehr als dramatisch.
Seit dem jüngsten, 4. Klimabericht des Weltklimarates (IPCC) - Präsentation 2007, Wissensstand 2006 - sind bereits wieder einige Jahre ins Land gezogen, ohne dass es dramatische Einschränkungen der vom Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen gegeben hätte. Grund genug, dass 26 internationale Forscher die Situation seit dem Bericht studiert und mit den damaligen Prognosen verglichen haben. Die Ergebnisse "The Copenhagen Diagnosis" wurden am Dienstag weltweit präsentiert und lesen sich dramatisch: So haben die Beobachtungen teilweise die schlimmsten Prognosen übertroffen.
Schmelzen der arktischen Eismassen
Die Prognosen des Klimarates
beruhen auf verschiedenen Annahmen und beschreiben entsprechende Szenarien.
Besonders was das Abschmelzen der Arktischen Eismassen angeht, übertreffen
die jüngsten Daten alle Prognosen. So war der Eisverlust in den Sommern der
Jahre 2007 bis 2009 40 Prozent größer als der Mittelwert der Vorhersagen des
IPCC-Berichts. Im hohen Norden verbuchen die Klimaforscher auch die höchsten
Werte der Erderwärmung mit bis zu 2,3 Grad seit den 1950er Jahren.
Auch das Grönlandeis verschwindet immer rascher und trägt mittlerweile 0,7 Millimeter pro Jahr zum Anstieg des Meeresspiegels bei. Um 1,2 Millimeter lassen die weltweit schwindenden Gletscher den Meeresspiegel ansteigen. In Kenntnis der neuesten Daten prognostizieren die Wissenschafter bis 2100 einen um ein bis zwei Meter höheren Wasserstand der Weltmeere.
Temperaturprognosen
Bezüglich Temperaturprognosen sind Experten
vorsichtig. Ein Temperaturanstieg an einem Ort bedeutet nicht automatisch,
dass auf der ganzen Welt der selbe Anstieg zu verzeichnen ist. Es handle
sich vielmehr um ein "Ungleichgewichts-Äquivalent". Große Teile der durch
den Treibhauseffekt erhöhten Energie würden über die Dynamik innerhalb der
Atmosphäre und Ozeane nicht direkt in die Erhöhung der
Durchschnittstemperatur fließen.
Weiterer Anstieg zu erwarten
Dass die Ursachen für die
dramatischen Entwicklungen in den Machenschaften des Menschen zu suchen
sind, daran besteht für Georg Kaser von der Uni Innsbruck kein Zweifel. Auch
Einwände einzelner Wissenschafter, etwa dass die Erderwärmung seit rund
einem Jahrzehnt Pause mache, lässt der Wissenschafter nicht gelten: "Das ist
statistisch nicht haltbar." Man dürfe nicht vergessen, dass die Sonne gerade
in einem Aktivitäts-Minimum befinde, die Erwärmung werde in wenigen Jahren
mit großer Wahrscheinlichkeit wieder dramatisch ansteigen.