Die Unruhen wegen der Müllkrise in Neapel dauern an. 100.000 Schüler haben seit Weihnachten frei, weil die Schulen gesperrt sind.
Am Dienstag ist es in der süditalienischen Region Kampanien und in ihrer Hauptstadt Neapel erneut zu Bürgerprotesten und Straßenblockaden wegen der Müllkrise in Neapel gekommen. In Quarto, im westlichen Teil Neapels, demonstrierten aufgebrachte Bürger gegen die stinkenden Müllberge, die sich seit fast einem Monat auf den Straßen türmen. Zu Protesten kam es auch vor dem Hauptquartier der Polizei und dem Stadtrat. Einige Gruppen von Demonstranten blockierten den Zugang zur Autobahn, was zu erheblichen Verkehrsproblemen führte.
In Neapel gab es zusätzlich Proteste wegen der seit Weihnachten gesperrten Schulen. Über 100.000 Schüler in mehreren Vierteln der Stadt sind zu Hause, weil die Schulen aus hygienischen Gründen gesperrt blieben. Berge von Unrat türmen sich vor den Eingängen vieler Schulen.
Intensive Gespräche
Der von der Regierung mit der Lösung der
Notstandslage beauftragte Sonderkommissar, Gianni De Gennaro, führte am
Dienstag eine intensive Gesprächsrunde mit den Lokalbehörden. Primäres Ziel
der italienischen Regierung ist die Räumung des Unrats auf den Straßen
Kampaniens. Soldaten waren am Dienstag im Einsatz, um den Abfall
abzutransportieren. Mülltransporte fuhren in Richtung Deutschland und
Norditalien ab.
Krise seit 14 Jahren
Die Müllkrise im Großraum Neapel dauert
schon seit etwa 14 Jahren an. Die bestehenden Deponien sind überfüllt,
betroffene Gemeinden blockieren die Errichtung neuer. Mitglieder der
Camorra, dem neapolitanischen Arm der Mafia, unterwanderten nach Angaben der
Behörden die Stadtreinigung. Außerdem soll eine chaotische Bürokratie für
die Krise mitverantwortlich sein.