Seuchen

Erste Cholera-Fälle in Burma

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Expertern warnen bereits seit Tagen. Jetzt breiten sich in Burma Seuchen aus.

Im Katastrophengebiet von Burma gibt es erste Cholera-Fälle. Das berichteten Mitarbeiter des Malteser Hilfsdienstes am Freitag aus der Küstenstadt Labutta im Irrawaddy-Delta. Cholera ist eine schwere lebensgefährliche Durchfallerkrankung, die von Bakterien verursacht wird. "Die Menschen konnten nur aus Brunnen trinken, in denen das Wasser durch die Flutwelle versalzen und stark verschmutzt ist", teilten die Helfer mit. Unterdessen berichten die Vereinten Nationen, dass die Hilfe für die Zyklon-Opfer noch immer viel zu langsam und spärlich ankommt.

Nur sechs Helikopter im Einsatz
Die Regierung habe nur sechs Helikopter im Einsatz, um das Katastrophengebiet von der Größe Österreichs zu beliefern, sagte Steve Marshall, Sprecher der UN-Büros in Burma, am Freitag in  Bangkok. Das Kinderhilfswerk UNICEF macht sich große Sorgen um die eine Million Kinder im Katastrophengebiet. Immer mehr litten neben Durchfall auch an Haut- und Atemwegserkrankungen. Die Helfer vor Ort arbeiteten unterdessen mit Hochdruck daran, mehr Flüchtlinge vor den schweren Regenfällen in Sicherheit zu bringen. Nach Schätzung der Hilfsorganisationen sitzen noch Hunderttausende Menschen im Freien.

Auf den schlechten Straßen in das verwüstete Irrawaddy-Delta können nach Angaben von Marshall nur Sechs-Tonnen-Laster verkehren. Zusätzlich seien einige Boote im Einsatz. "Wir sind vor Ort und wir arbeiten, aber wir brauchen mehr Hilfe und mehr Unterstützung durch die Regierung", sagte er. Nach Angaben der Welthungerhilfe versuchen immer mehr Verzweifelte aus abgelegenen Ortschaften, auf der Suche nach Nahrungsmitteln mit Booten die größeren Städte zu erreichen. Viele Menschen haben dort zwei Wochen nach der Katastrophe noch keinerlei Hilfe erhalten. Die Welthungerhilfe will jetzt auch Boote einsetzen, um diese Menschen zu erreichen. Offiziell gelten jetzt 70.000 Menschen als tot und vermisst. Die Hilfsorganisationen schließen nicht aus, dass 130.000 Menschen umgekommen sein könnten.

Zuflucht in Klöstern
Nach Informationen des burmesischen Online-Magazins "Irrawaddy News" haben die Behörden in Rangun inzwischen begonnen, Überlebende, die Zuflucht in Klöstern und Schulen gefunden hatte, nach Hause zu schicken. "Wo sollen sie hin?" fragte ein Einwohner Ranguns fassungslos. "Ihre Häuser sind zerstört." Die Opfer seien in staatliche Flüchtlingslager dirigiert worden, doch reichen die Zelte nach Informationen des Magazins bei weitem nicht. In der zerstörten Hafenstadt Labutta sollen 10.000 Leute in ein Fußballstadion umziehen, berichtete die Zeitschrift. Dort stünden aber nur 60 Zelte für 1.000 Menschen. Unter den Flüchtlingen hielten sich hartnäckige Gerüchte, dass sie in den staatlichen Auffanglagern zur Zwangsarbeit verpflichtet werden.

Die sechs Helikopter der burmesischen Armee könnten am Tag nur 24 Tonnen Hilfsgüter in das Katastrophengebiet fliegen. Die Junta war bis Freitag nicht von ihrer Visaverweigerung für die meisten ausländischen Helfer abgerückt. Der EU-Kommissar für humanitäre Angelegenheiten, Louis Michel, hatte in Burma auch keinerlei Zusagen für eine Öffnung erhalten, verlautete aus EU-Kreisen. Er wollte am Freitagabend nach Bangkok zurückkehren.

Verheerender Reismangel
Die Welternährungsorganisation FAO fürchtet einen verheerenden Reismangel in Burma, wenn bis Ende Juni nicht die nächste Ernte gepflanzt wird. Dafür müssen die überschwemmten Reisfelder im Delta aber gesäubert werden. Die Bauern hätten ihre Vorräte aus der Ernte in März und April verloren, ebenso die Samen für die neue Aussaat, sagte FAO-Sprecher Diderik de Vleschauwer. Das Irrawaddy-Delta lieferte bisher 65 Prozent der gesamten Reisernte Burmas.

UNICEF hat in Notaufnahmelagern für Flüchtlinge inzwischen 14 Kinderschutzzonen eingerichtet. Dort werden Waisen betreut und Kinder, deren Eltern sich nicht um sie kümmern können. Nach einer Katastrophe wie dem Zyklon hänge das Leben vieler Kinder davon ab, ob es gelinge, in den ersten zwei bis vier Wochen die Grundversorgung mit Trinkwasser, Nahrung und medizinischer Hilfe sicherzustellen. In Burma sei leider schon viel Zeit verloren gegangen, berichtete UNICEF in Köln.

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