Beim Treffen der EU-Gesundheitsminister ist eine Entscheidung gegen ein unter anderem von Frankreich verlangtes Reiseverbot zwischen Europa und Mexiko gefallen.
Die Ressortleiter entschieden sich laut Schlussprotokoll den derzeitigen Stand beizubehalten. Demnach wird von nicht dringenden Reisen in das von H1N1-Ansteckungen hauptbetroffene Land weiter abgeraten. Dieser Beschluss sei auch vom österreichischen Gesundheitsminister Alois Stöger (S) unterstütz worden, sagte sein Sprecher Thomas Geiblinger.
Französische Forderung
Die französische Forderung nach einem
Stopp aller Flüge in das mittelamerikanische Land fand bei der knapp
fünfstündigen Sitzung in Luxemburg am Donnerstag keine Mehrheit. Neben
Österreich erklärten nach Angaben von Diplomaten auch Deutschland, Dänemark,
Schweden, Spanien, Großbritannien und Polen, eine Aussetzung der Flüge nach
Mexiko wäre übertrieben.
Information und Betreuung
Stöger präsentierte zu diesem Thema
eine am Donnerstag erlassene Verordnung, laut der Fluglinien die
Passagierdaten übermitteln müssen, wenn die Reisenden aus Gebieten kommen,
wo die mexikanische Grippe (Schweinegrippe) grassiert. Betroffene werden
außerdem in den Flughafenambulanzen informiert bzw. betreut.
Gute Zusammenarbeit
Es habe sich gezeigt, dass die EU gut
vorbereitet sei, so laut Geiblinger das Fazit der Sitzung. Die bisher gute
Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten solle weitergeführt werden. Zum Thema
des Umgangs mit Medikamenten sei im Schlussprotokoll kein Beschluss vermerkt
worden.
Erstmals innerhalb Deutschlands
Das italienische
Gesundheitsministerium veröffentlichte am Rande der Sitzung einen Aufruf an
Mexiko-Urlauber, nach ihrer Heimkehr eine Woche zu Hause zu bleiben. Dies
gelte besonders für Lehrer und andere Arbeitnehmer mit Kontakt zu vielen
Menschen.
Bekannt wurde unterdessen, dass die Krankheit möglicherweise erstmals innerhalb Deutschlands übertragen worden sein könnte. Eine bayrische Krankenschwester und ein Zimmerkollege könnten sich bei einem Patienten infiziert haben. Untersuchungsergebnisse sind noch ausständig.
Interpol warnt vor Betrügern
Kriminelle beuten die Angst vor
der "Schweinegrippe" für Geschäfte mit gefälschten oder abgekupferten
Grippemedikamenten aus. Die Täter nutzten dazu das Internet und Spam-Mails,
teilte Interpol am Donnerstag in Lyon mit.
Illegale Internetapotheken
"Unlizenzierte und illegale
Internetapotheken nehmen Aufträge und Bezahlungen an, ohne die Lieferung der
Ware zu garantieren", erklärte die internationale Polizeiorganisation. "Die
Kunden, die Ware erhalten, haben keine Garantie für die Sicherheit, Qualität
oder Wirksamkeit der Medikamente und bringen dabei ihre Gesundheit ernsthaft
in Gefahr."
Spams und Sites
Bereits drei bis vier Prozent der weltweit
umlaufenden Spams beziehen sich auf die Schweinegrippe - mit steigender
Tendenz. Zudem sind seit Ausbruch der Seuche Hunderte von neuen Websites mit
Bezug zu dem Thema entstanden.
Kriminelle wüten
Geschäfte mit illegalen Websites erhöhten
auch die Aussichten der Kriminellen, Kreditkartendaten zu stehlen und die
Computer der Kunden mit Software zum Ausspähen von Passwörtern zu
infizieren, heißt es. Das sei bei allen Naturkatastrophen so. "Mit einer
Antwort auf Spam-Mails zur Schweinegrippe oder dem Versuch, online über
illegale und unkontrollierte Websites Medikamente zu bestellen, riskieren
die Menschen ihr Wohlergehen und ihr Geld."