Piraten-Krieg vor Somalia: Jetzt schickt die EU-Kriegsschiffe hin. Unterdessen fordern die Piraten des Supertankers Lösegeld.
Die NATO will ihren Anti-Piraten-Einsatz mit vier Kriegsschiffen vor der somalischen Küste Mitte Dezember beenden und den Stab an die EU übergeben. Die Europäische Union will Marine-Einheiten in ihrer "Operation Atalanta" ab Mitte Dezember einsatzbereit haben. Die Mission soll laut einem Grundsatz-Beschluss der EU-Außenminister von Mitte des Monats fünf bis sieben Schiffe und mehrere See-Aufklärungsflugzeuge umfassen. Auch Russland will seine Militärpräsenz erhöhen.
Lösegeld-Forderung
Die somalischen Piraten, die den
saudi-arabischen Supertanker "Sirius Star" entführt haben,
verlangen jetzt 25 Millionen Dollar Lösegeld, damit sie ihre kriminelle
Aktion beenden. Und: Sie haben ein Ultimatum von 10 Tagen gestellt. "Die
Saudis haben zehn Tage Zeit, sonst greifen wir zu Maßnahmen, die
katastropheal sein könnten", drohte einer der Piraten. "Lange
Diskussionen zur Regelung der Angelegenheit" würden nicht akzeptiert.
Unterdessen sind vor der Küste Somalias am Dienstag zwei weitere Schiffe in die Hände von Piraten gefallen: ein thailändisches Fischerboot mit 16 Besatzungsmitgliedern und ein griechisches Schiff mit 23 Besatzungsmitgliedern an Bord.
Verhandler bereits an Bord
"Verhandler befinden sich an
Bord des Schiffs und an Land. Sobald sie ihre Zustimmung zu dem Lösegeld
gegeben haben, wird dieses in bar zum Tanker weitergeleitet", sagte der
Mann auf Al-Jazeera. "Wir stellen die Sicherheit des Schiffs sicher.
Wir werden die Zählung des Geldes maschinell vornehmen", ergänzte
der Pirat. "Uns steht Ausrüstung zur Verfügung, um falsche Banknoten zu
identifizieren", betonte er.
Marine versenkt Piraten-Schiff
Die indische Marine hat vor der
Küste Somalias ein Piratenschiff versenkt. Die indische Fregatte "INS
Tabar", die im Golf von Aden patrouilliert, sei von mindestens drei
Boten am späten Dienstagabend unter Beschuss genommen worden, hieß es.
Daraufhin habe die Fregatte das Feuer erwidert und das Piratenschiff
versenkt.
30 Mio Dollar erpresst In diesem Jahr wurden im Golf von Aden und vor der Ostküste Somalias nach Angaben des International Maritime Bureaus (IMB) 95 Schiffe von Piraten angegriffen. Davon waren 39 erfolgreiche "Entführungen", sagte ein Sprecher des IMB.
17 noch in der Hand von Piraten Der Trend gehe demnach hin zu Überfällen auf Schiffe, die viele Meilen vor dem Horn von Afrika fahren. Die Piraten operieren dabei von einem sogenannten Mutterschiff aus. "Diese kriminelle Erscheinung gerät außer Kontrolle", sagte IMB-Direktor Kapitän Pottengal Mukundan. |
Größte Piraten-Beute bisher
Das 330 Meter lange Schiff
ging am Dienstag in der Nähe der Stadt Hobyo vor der Küste Somalias vor
Anker. Die Seeräuber hatten den voll beladenen Tanker des saudischen
Ölkonzerns Aramco, die bisher größte Beute, die Piraten jemals in die Hände
gefallen ist, am Samstag in ihre Gewalt gebracht. Die 25
Besatzungsmitglieder - zwei Briten, zwei Polen, ein Kroate, ein Saudi und 19
Philippiner - sind nach Angaben der saudischen Betreiber-Gesellschaft "Vela
International Marine" unversehrt.
Fracht hat Wert von 100 Mio. Dollar
Der Tanker hat nach Angaben
aus Saudi-Arabien zwei Millionen Barrel (318 Millionen Liter) Rohöl mit
einem aktuellen Marktwert von rund 100 Millionen US-Dollar (gut 79 Millionen
Euro) geladen und war auf dem Weg in die USA. Entgegen bisheriger Praxis
schlugen die Piraten nicht vor der somalischen Küste zu, sondern weiter
südlich vor der Küste Kenias.
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