Missbrauch an deutscher Nobelschule: Ein Ex-Jesuitenpriester gesteht den Missbrauch von Schülern.
Im Skandal um den jahrelangen sexuellen Missbrauch von Schülern am Berliner Canisius-Kolleg hat einer der beschuldigten Priester die Vorwürfe bestätigt. Der frühere Sportlehrer Wolfgang S. schrieb in einer vom "Spiegel" veröffentlichten Erklärung, er habe "jahrelang Kinder und Jugendliche unter pseudopädagogischen Vorwänden missbraucht und misshandelt". Der zweite Beschuldigte bestritt demnach sämtliche Vorwürfe.
Schreiben datiert vom 20. Jänner
In dem Brief an seine
ehemaligen Schüler schreibt der frühere Sportlehrer und Jesuitenpater
Wolfgang S. laut "Spiegel": "Was ich dir und euch angetan habe, tut mir
leid. Und falls du fähig bist, mir diese Schuld zu vergeben, bitte ich
darum." Das Schreiben ist demnach datiert auf den 20. Jänner. Dem Magazin
sagte der ehemalige Priester, er sei mit seiner Vergangenheit vor Gott und
der Welt im Reinen.
S. trat laut Bericht 1992 aus dem Orden aus
Davor soll er
demnach aber auch an anderen Jesuitenschulen in Deutschland Jungen
missbraucht haben. Dies wollte S. heute nicht kommentieren, berichtete der
"Spiegel". Der ehemalige Pater war demnach an der Hamburger
Sankt-Ansgar-Schule und von 1982 bis 1984 in Sankt Blasien im Südschwarzwald
tätig gewesen. Das Gymnasium dort habe er verlassen müssen.
Leben in Südamerika
Der heute in Südamerika lebende
65-Jährige gab an, bereits 1991 seine "damaligen deutschen Provinzialoberen
eingehend über meine verbrecherische Vergangenheit informiert" zu haben.
Auch der Vatikan sei laut S. über die Verfehlungen im Bilde gewesen, schrieb
der "Spiegel". Er habe dort "Zeugnis von meiner nichts beschönigenden
Ehrlichkeit" abgelegt, zitierte das Magazin.
"Keine Kenntnis"
Der heutige Provinzialrat der
Jesuiten in Deutschland, Stefan Dartmann, sagte dem "Spiegel", dass der
Orden Kenntnis von den Straftaten des Paters am Canisius-Kolleg hatte. Der
Orden habe jetzt eine Anwältin mit einer Prüfung der Akten beauftragt, "um
festzustellen, was genau die Jesuiten damals wussten und welche Konsequenzen
erfolgten".
Der zweite Beschuldigte ist laut "Spiegel" der ehemalige Religionslehrer Peter R. aus Berlin. Der 69-Jährige sei für eine Stellungnahme nicht zu erreichen gewesen. Er habe die Vorwürfe vor Vertretern des Canisius-Kollegs bestritten.
Der Rektor des Canisius-Kollegs, Pater Klaus Mertes, hatte in einem am Donnerstag bekannt gewordenen Brief an 500 ehemalige Schüler geschrieben, dass mindestens zwei katholische Pater in den 70er und 80er Jahren die Straftaten begangen hätten. Bis Freitag meldeten sich laut "Spiegel" rund 20 ehemalige Schüler, die von sexuellen Übergriffen durch Wolfgang S. und Peter R. berichteten. Das Berliner Landeskriminalamt nahm Ermittlungen auf.