Libanon

Explosive Pager aus Österreich? Geheimdienst-Skandal erschüttert den Nahen Osten

18.09.2024

Am Dienstag kam es im Libanon zu einer schockierenden Serie von Explosionen, bei denen rund 3.000 Pager detonierten. Nun sollen Spuren nach Österreich führen.

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Laut der "New York Times" wird Israel verdächtigt, hinter dem Vorfall zu stecken, bei dem mindestens neun Menschen starben und mehr als 2.750 verletzt wurden. Über 200 der Verletzten schweben aktuell in Lebensgefahr. Eine offizielle Bestätigung aus Israel steht allerdings noch aus.

Berichten zufolge soll der israelische Geheimdienst Mossad die Funkmeldeempfänger, die für die proiranische Terror-Miliz Hisbollah bestimmt waren, abgefangen und mit Sprengstoff versehen haben. Der Pager-Hersteller, die taiwanesische Firma Gold Apollo, weist jedoch jede Verantwortung von sich und macht stattdessen einen Subunternehmer aus Budapest verantwortlich. Eine Spur der Nachrichtensender führt dabei auch nach Österreich.

 

 

Die betroffenen Pager, die jeweils mit 25 bis 50 Gramm Sprengstoff präpariert waren, stammen von Gold Apollo. „Der Mossad hat eine Platine mit Sprengstoff und einem Code in das Gerät eingeschleust. Es ist sehr schwierig, das mit herkömmlichen Mitteln zu entdecken, selbst mit modernen Geräten oder Scannern“, erklärte ein hochrangiger libanesischer Sicherheitsbeamter nach Medienberichten. Wie die "Wall Street Journal" berichtet, erhielt die Hisbollah die Lieferung erst vor wenigen Tagen. Die Miliz nutzt Pager als einfaches Kommunikationsmittel, um der Überwachung durch Israel zu entgehen, die sich auf Smartphones konzentriert.

Durchführung unklar

Unklar bleibt, wie genau die israelische Operation durchgeführt wurde. Der Chef von Gold Apollo, Hsu Ching-kuang, zeigte sich auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz überrascht und wies alle Anschuldigungen zurück. Der explodierte Pager vom Typ "AR-924" war seit etwa zwei Jahren auf dem Markt und stamme laut Hsu von der Firma "BAC Consulting KFT" in Budapest. Brisant: Eine Spur der BAC führt laut "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" nach Österreich, wo laut "Gold Apollo" ein Mann namens "Tom" als Vertreter der Firma tätig war und den Vertrieb der Pager verantwortete.

Hsu erklärte weiter, dass dieser "Tom" nach Beginn der Zusammenarbeit eine Gruppe von Ingenieuren dazu gebracht habe, einen eigenen Pager zu entwerfen, der unter dem Namen Gold Apollo verkauft wurde. „Design und Herstellung wurden vollständig von BAC übernommen“, fügte Hsu hinzu. Persönlich habe er diesen "Tom" jedoch nie getroffen – der Kontakt lief ausschließlich über Videokonferenzen.

Rechtliche Schritte

Der Pager-Hersteller zeigte sich wenig zufrieden mit der Zusammenarbeit. „Wir sagten ihm, dass das, was Sie herstellen, weder schön noch gut ist“, erinnerte sich Hsu. Er habe dem BAC-Vertreter empfohlen, das Originalprodukt von Gold Apollo zu verwenden. Dass die Pager für die Hisbollah bestimmt waren, sei nie erwähnt worden. Hsu gab zudem zu, einmal ein „komisches Gefühl“ wegen einer problematischen Überweisung gehabt zu haben.

Gold Apollo plant nun rechtliche Schritte gegen BAC einzuleiten und sieht sich selbst als Opfer. Gleichzeitig wächst die Angst vor einem erneuten Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah. Die israelische Armee hat bereits angedeutet, sich auf mögliche Vergeltungsmaßnahmen vorzubereiten.

Die Hisbollah beschuldigt indes Israel und kündigte Rache an. Auf Telegram erklärte die proiranische Schiitenmiliz, dass der "israelische Feind" vollständig für diese "kriminelle Aggression" verantwortlich sei und eine "gerechte Vergeltung" folgen werde.

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