Vertauscht wurden zwei Babys bei der Geburt in einer tschechischen Klinik. Die Eltern bemerkten den Irrtum erst nach einem Jahr. Nun sollen die Mädchen zurückgetauscht werden.
Es klingt wie der Plot eines Hollywood-Films: Am 9. Dezember vergangenen Jahres brachten die beiden Frauen in der Klinik der südmährischen Kleinstadt Trebic im Abstand von 18 Minuten ihre Babys zur Welt. Kurz nach der Geburt wurden die zwei Mädchen im Krankenhaus vertauscht.
Jaroslava Trojanova (links) hält ihre richtige Tochter Nikola, Jaroslava Cermakova mit ihrer leiblichen Tochter Veronika (rechts)
Fast ein Jahr wuchsen Veronika und Nikola bei den falschen Eltern heran. Erst dann wurde der tragische Fall bekannt. Daraufhin entschlossen sich sich beide Paare, ihre Kinder zurückzutauschen. Jetzt sollen sich die Eltern täglich treffen, um einander an die neuen Familienverhältnisse zu gewöhnen. Denn Weihnachten sollen Veronika und Nikola bei ihren leiblichen Eltern feiern.
Mütter mit gleichem Namen
Beide Mütter sind Erstgebärende,
beide sind gleich alt und beide tragen zufällig auch den gleichen Vornamen:
Jaroslava. Die Geburten verliefen ohne Komplikationen, die frischgebackenen
Elternpaare verlassen glücklich das Krankenhaus.
Vater zweifelte Vaterschaft an
Irgendwann aber kommen dem Papa
von Nikola Zweifel: Dem Mädchen wächst blondes Haar, obwohl seine Frau und
er schwarzhaarig sind. Der Vater wird von seinen Freunden als „gehörnt“
verspottet, will Gewissheit haben und unterzieht sich einem DNA-Test. Und
tatsächlich: Der Test schließt seine Vaterschaft aus. Es kommt, was kommen
muss: Der Mann fühlt sich von seiner Frau betrogen, es folgen schlimme
Szenen. Er glaubt seiner Frau nicht, die beschwört, keinen Seitensprung
begangen zu haben.
Schließlich lässt sich die Mutter in ihrer ganzen Verzweiflung selbst testen. Und siehe da: Jaroslava ist auch nicht die leibliche Mutter von Nikola! Schließlich wird der Irrtum geklärt, vor Gericht die Einzelheiten erledigt: Veronika und Nikola haben jetzt am Papier ihre richtigen Eltern.
Doch im Herzen lässt sich die neue Situation nicht so einfach umdrehen: Die inzwischen auf Kindesalter herangewachsenen Mädchen haben in dem für die spätere Prägung besonders wichtigen ersten Lebensjahr eine enge Beziehung zu ihren Eltern aufgebaut. Und die Eltern ebenso. Sie lieben ihre falschen Kinder aus ganzem Herzen. Jetzt müssen sie von einem Tag auf den anderen ihre Emotionen unterdrücken und eine neue Liebe zu einem ihnen fremden Kind aufbauen.
Psychologen warnen Eltern
Pädagogen haben zwar Verständnis für
den Wunsch der Eltern nach einem Rücktausch der Kinder.Aber die Mehrheit der
Experten hat schwerwiegende Probleme vorhergesagt. Für alle Beteiligten,
nicht nur für die Kinder. Die Erwachsenen tuns sich schon im Vorfeld schwer,
mit der Situation umzugehen: Nikolas "Vater" hat die Nachricht
über seine falsche Tochter so mitgenommen, dass er keine Kraft mehr hatte,
seinen Job als Lkw-Fahrer weiter auszüben. Er wurde von der Firma gefeuert.
Eine der Großmütter erlitt vor wenigen Tagen einen Nervenzusammenbruch und
liegt seither im Krankenhaus.
Die Geburtsklinik übte zusätzlich Druck auf die Eltern aus: Die Klinikleitung wollte die Eltern überreden, die Nachricht nicht an die Öffentlichkeit zu bringen. Es dauerte Tage, bis sie sich bei den Eltern entschuldigte und die Verantwortung für das Vertauschen der Kinder übernahm.
Eltern wollen Klink klagen
Wie es im Detail zu dem Vorfall
kommen konnte, ist derzeit Gegenstand polizeilicher Ermittlungen. Die
Elternpaare wollen die Klinik auf Schadenersatz in Millionenhöhe verklagen.
Doch selbst wenn sie das Geld bekommen sollten – es kann nicht aufwiegen,
was sie durchgemacht und was sie noch vor sich haben