Eingesperrt
Fast 300 Bahninsassen in Kanada in Quarantäne
09.05.2008
Eine mysteriöse Krankheit sorgte in Kanada für Angst bei Zugreisenden und Behörden. Erst nach Stunden gab es Entwarnung.
Nach dem Tod einer Bahnreisenden und der Erkrankung weiterer Mitreisender mit grippeähnlichen Symptomen ist in Kanada ein Zug mit knapp 300 Fahrgästen unter Quarantäne gestellt worden. Erst nach Stunden gaben die Behörden Entwarnung: Die Untersuchungen hätten ergeben, dass keiner der Betroffenen an einer ansteckenden Krankheit leide, teilten sie am Freitagnachmittag mit. Nach ihren Angaben sollte der Zug schon bald wieder weiterfahren. Woran die 60-jährige Frau gestorben war, blieb allerdings zunächst unklar.
Per Hubschrauber ins Spital
Der Überlandzug war auf dem Weg von
Vancouver an der kanadischen Westküste nach Toronto im Osten des Landes, als
er in der Früh nach dem plötzlichen Tod der 60-Jährigen und der Erkrankung
ihrer Mitreisenden gestoppt wurde. Über Stunden hielten die
Gesundheitsbehörden der Provinz Ontario den Zug und seine Insassen in der
Nähe des kleinen Dorfs Foleyet fest, während Sanitäter in Spezialanzügen die
Abteile untersuchten. Als mögliche Ursache vermuteten sie neben einer
hochansteckenden Krankheit auch eine Lebensmittel- oder Umweltvergiftung.
Von den sechs Mitreisenden mit grippeähnlichen Symptomen wurde einer
vorsichtshalber per Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht.
Nach der Entwarnung verteidigte Seuchenspezialist Michael Gardam die Behörden vor der Kritik, sie hätten überreagiert. Die Maßnahmen seien gerechtfertigt gewesen, sagte der Experte für Infektionskrankheiten an der Universitätsklinik von Toronto. "Man muss so etwas ernst nehmen - das haben wir in unserer Provinz gelernt", sagte Gardam in Anspielung auf die Erfahrungen mit der lebensbedrohlichen Lungenkrankheit SARS vor fünf Jahren. Damals waren in der Region von Toronto rund 400 Menschen an dem Schweren Akuten Atemwegssyndrom erkrankt, 44 von ihnen starben. Kanada war damals das einzige Land außerhalb Asiens mit SARS-Toten.