Der Chef der Passauer Polizei ist von einem Neonazi niedergestochen und schwer verletzt worden. Zwei Verdächtige wurden freigelassen.
Nach dem mutmaßlichen Neonazi-Attentat auf den Polizeichef von Passau, Alois Mannichl, hat sich der Verdacht gegen zwei festgenommene Männer nicht erhärtet. Die beiden Männer würden wieder freigelassen, teilte der Passauer Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Walch am Montag mit.
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Mannichl war am Samstag vor seinem Wohnhaus in Fürstenzell bei Passau vermutlich von einem Rechtsextremisten niedergestochen worden.
Nicht wiedererkannt
Der Polizeichef habe die beiden Männer auf
Fotos nicht wiedererkannt. Ein DNA-Vergleich ihrer Kleider mit den
Tatortspuren habe keine Übereinstimmung ergeben, erklärte Walch. Aufgrund
der Täterbeschreibung, die der schwer verletzte Beamte seinen Kollegen
lieferte, wurden die beiden Männer am Sonntag festgenommen.
Messer aus eigenem Garten
Wie jetzt bekannt wurde soll Mannichl
mit einem Messer aus seinem eigenen Garten niedergestochen worden sein. Bei
der Tatwaffe handelt es sich offenbar um eine Art Gartenwerkzeug. Ob der
Täter wegen Mordvorsatzes belangt werden könne, wenn er das Messer nicht
mitgebracht habe, sei offen.
Fahndung lief auch nach Österreich
Die Polizei hatte für
die Ermittlungen eine Sonderkommission aus 20 Beamten eingesetzt. Mannichl
hat den Anschlag mit einem Messer vor seiner Haustür am Samstag schwer
verletzt überlebt. Er ist nach einer Notoperation außer Lebensgefahr. Die
Fahndung betraf auch Österreich. Innenministeriumssprecher Rudolf Gollia
bestätigte am Sonntag entsprechende Kontakte mit den bayerischen Behörden.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) will den 52-Jährigen und seine Familie, die unter Polizeischutz gestellt wurden, heute besuchen. Er sagte gestern Abend, der Angriff erfordere eine neue, klare und harte Antwort des Staates. Seehofer stattet am Montag aber auch Österreich einen eintägigen Besuch ab. Der CSU-Politiker wird mit dem neuen Bundeskanzler Werner Faymann (S), Vizekanzler und Finanzminister Josef Pröll (V) sowie Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (V) zusammentreffen. Am Vormittag (11.00 Uhr) ist eine Pressekonferenz im Wiener Café Landtmann angesetzt.
Täter kam im Dunkeln
Mannichl war am Samstagabend an der
Tür seines Hauses in Fürstenzell bei Passau von einem glatzköpfigen Mann
niedergestochen worden. Der etwa 1,90 Meter große Unbekannte hatte ihm an
der Tür seines Reihenhauses in der Dunkelheit aufgelauert, ihn zunächst mit
nationalistischen Parolen beleidigt und ihm dann ein Messer in den Bauch
gerammt. Die elf Zentimeter lange Klinge verfehlte das Herz nur knapp. Die
Ermittler vermuten eine Racheaktion wegen des konsequenten Vorgehens
Mannichls gegen Rechtsextremisten im Raum Passau.
Seehofer fordert Härte
Ministerpräsident Seehofer betonte: "Ich
will keinen Zweifel lassen, dass wir mit allen uns zur Verfügung stehenden
Mitteln den Rechtsextremismus hier in Bayern bekämpfen." Seehofer
brachte auch ein neues NPD-Verbotsverfahren ins Spiel. Sein Innenminister
Joachim Herrmann kündigte in der "Passauer Neuen Presse"
(Montag) an, der Staat werde es sich nicht bieten lassen, dass
Sicherheitskräfte anscheinend eingeschüchtert werden sollen. "Da
müssen wir uns offensichtlich auf ganz neue Gefahren gefasst machen."
Unterdessen plant Seehofer einen Krankenbesuch bei dem Beamten. Seehofer will nach Angaben der Staatskanzlei am späten Montagnachmittag auf der Rückreise aus Wien Mannichl im Passauer Klinikum besuchen. Danach wollten Seehofer und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann am frühen Montagabend eine Pressekonferenz in Passau geben
Strategiewechsel der Rechten
Der Vorsitzende der
Polizeigewerkschaft GdP, Konrad Freiberg, wertete den Mordanschlag als Beleg
für einen Strategiewechsel der Rechtsextremen. "Seit Jahresbeginn
ist es die neue Strategie, direkt gegen Polizisten vorzugehen", sagte
er der "Neuen Presse" in Hannover. Dem Sender MDR INFO sagte
Freiberg, es gebe viele Polizisten, die von Rechten bedroht würden.
Kollegen, die häufiger im Einsatz gegen Rechts seien und Verantwortung
trügen, würden bedroht und zu Hause belästigt.
"Die Rechten werden immer frecher, immer dreister, immer gewalttätiger. Und die Polizisten geraten immer mehr ins Visier rechter Gewalt." Freiberg forderte ein konsequentes Vorgehen gegen rechte Gewalt: "Die Justiz muss hier richtig hinlangen. Diese Leute gehören eingesperrt, die gehören isoliert dabei."