Im bosnischen Flüchtlingscamp Lipa soll nun ein von Österreich mitfinanziertes Abschiebezentrum mit Gefängnis gebaut werden. Schon jetzt klagen Betroffene über die unmenschlichen Zustände.
560 Flüchtlingen wurden in den letzten Tagen aus Kroatien zurück ins bosnische Flüchtlingscamp Lipa gebracht. Für Aufregung sorgt derzeit auch, die österreichische Regierung ein sich im Camp befindliches Abschiebegefängnis mitfinanziert – denn laut SOS "Balkanroute" herrschen im Abschiebezentrum jetzt schon "unmenschliche Zustände".
Flüchtling: 4 Tage in Kälte festgehalten
"SOS Balkanroute" hat mit Flüchtlingen im Camp Lipa über die dortigen Zustände gesprochen. „Wir wollten Asyl in Kroatien beantragen, aber die Polizei verhaftete uns und brachte uns in eine Garage, wo wir 4 Tage festgehalten wurden. Es war sehr kalt, alles, was es gab, waren ein wenig Wasser und Brot“, berichtet etwa ein Geflüchteter aus Ghana in einem Video-Interview. Ein Geflüchteter aus Afghanistan erzählt in dem Video, dass die kroatische Polizei das Geld der Geflüchteten, deren Handys und Schuhe einsammelte und alles verbrannte. Sie sollen geschlagen und nach einer Woche in das Camp Lipa gebracht worden sein. Fast alle Betroffenen berichten von massiver Gewalt durch die Polizei.
Österreich soll Abschiebezentrum mit Gefängnis mitfinanzieren
Im Flüchtlingscamp soll nun auch noch ein Abschiebezentrum mit einem Gefängnis entstehen. Das berichten mehrere bosnische Medien unter Berufung auf das bosnische Sicherheitsministerium. Die NGO "SOS Balkanroute" wirft der österreichischen Regierung vor, den Gefängnisbau mitzufinanzieren. In dem in unmittelbarer Nähe zum Aufnahmezentrum Lipa nahe der Stadt Bihać im Kanton Una-Sana geplanten Bau sollen Migranten vorübergehend angehalten werden, erklärte das Fremdenamt des bosnischen Sicherheitsministeriums laut dem bosnischen Fernsehsender USK TV. Der Bürgermeister der Stadt Bihać, Elvedin Sedić, bestätigte gegenüber bosnischen Medien, dass eine Haftanstalt für Migranten gebaut werde. Als Partner des Projekts wurde in den Medienberichten das von Ex-Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) geleitete Zentrum für Migrationspolitik (ICMPD) genannt.