Das Schiff wurde bereits Ende Juli entführt.
Bei der Befreiung des wochenlang verschollenen Frachters "Arctic Sea" haben russische Sicherheitskräfte acht Piraten festgenommen. Die mutmaßlichen Schiffsentführer stammten aus Russland, Estland und Lettland, sagte der russische Verteidigungsminister Anatoli Serdjukow nach Angaben der Agentur Itar-Tass am Dienstag. Die russische Schwarzmeerflotte hatte das Schiff mit den 15 russischen Seeleuten an Bord am Montag in der Nähe des westafrikanischen Inselstaats Kap Verde befreit.
Angehörige der geretteten Seeleute und die russische Seefahrergewerkschaft beklagten am Dienstag, dass der russische Geheimdienst weiter den persönlichen Kontakt verhindere. "Ich weiß bisher nur aus den Nachrichten von der Befreiung", sagte Jelena Sarezkaja, die Ehefrau des "Arctic Sea"-Kapitäns Sergej Sarezki. Über den Verbleib der Männer war zunächst nichts bekannt. Die Gewerkschaft forderte, die Seeleute umgehend nach Hause zu fliegen. Die finnische Polizei konnte die Festnahme der Piraten am Dienstag nicht bestätigen.
Die internationale Zusammenarbeit in dem mysteriösen Fall sei zwar bis zum Auffinden des angeblich mit Holz beladenen Schiffs "sehr gut" gewesen, sagte Polizeisprecher Rabbe von Hertzen in Helsinki. Doch funktioniere die Kooperation nicht "Minute für Minute". An der Befragung der Seeleute sei die finnische Polizei ebenfalls nicht beteiligt gewesen.
Die verdächtigten Piraten hatten die "Arctic Sea" laut Serdjukow bereits am 24. Juli vor der schwedischen Küste in der Ostsee in ihre Gewalt gebracht. Nach seiner Darstellung hatten sich zwei Russen, zwei Letten und vier Esten der "Arctic Sea" in einem Schlauchboot genähert und unter dem Vorwand, in Seenot zu sein, die Besatzung um Hilfe gebeten. Das berichtete Serdjukow dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew unter Berufung auf Ermittler.
Ziel des Überfalls unklar
Was das Ziel des Überfalls war,
blieb aber auch am Dienstag unklar. Medien hatten von Lösegeldforderungen
berichtet und davon, dass die Piraten sich als Drogenfahnder ausgegeben
hätten, um auf das Schiff zu gelangen. Bisher war die Rede davon, dass die
Seeräuber die "Arctic Sea" nach zwölf Stunden ohne Beute wieder verlassen
hätten. In dem mysteriösen Fall sind weiter Fragen offen.
Absichtlich falsche Informationen verbreitet
Russlands
NATO-Botschafter Dmitri Rogosin hatte eingeräumt, dass absichtlich falsche
Informationen verbreitet worden seien, um die Ermittlungen und die Rettung
der Crew nicht zu gefährden. Die finnische Reederei Solchart Management
dementierte erneut Lösegeldforderungen der Piraten. Der Direktor des
Unternehmens, Viktor Matwejew, sagte dem Internetportal Life.ru, dass kein
Geld gefordert oder bezahlt worden sei. Der Frachter sei jetzt beschädigt
und müsse aufwendig aus afrikanischen Gewässern geborgen werden.
Schiff bereits Ende Juli entführt
Das Schiff war demnach
bereits seit Ende Juli in der Gewalt der Entführer. Nach dem Überfall seien
alle Navigationsgeräte und die Bordtechnik abgestellt worden, sagte
Serdjukow. Er erklärte damit den fehlenden Funkkontakt und das wochenlange
Rätselraten um den Verbleib des Schiffs. Die russische Staatsanwaltschaft
teilte mit, dass den Piraten im Fall einer Verurteilung eine Gefängnisstrafe
von 20 Jahren drohe.