Inferno in Ecuador
Fünf Tote nach Vulkanausbruch
18.08.2006
Chaos nach dem Ausbruch des Vulkans Tungurahua in Ecuardor: Zwölf Dörfer wurden zerstört, mindestens fünf Menschen starben.
Die Dörfer Chilibu, Choglontuz and Palitagua wurden völlig zerstört. "Sie existieren nicht mehr, alles ist ausgelöscht", sagte der Bürgermeister von Penipe, Juan Salazar. Während der Eruption in der Nacht zum Mittwoch spuckte der 5.023 Meter hohe Vulkankegel mehrere Stunden lang Lava und glühende Felsbrocken in die Luft geschleudert. Am Donnerstag stiegen immer noch Gas- und Aschewolken bis zu 8.000 Meter hoch in den Himmel. Der Ascheregen erstreckte sich bis zu 230 Kilometer weit nach Westen.
Allein im Dorf Juibe Grande am Nordwesthang des Vulkans wurden 197 Häuser von den glühenden Gesteinsmassen zerstört. Die 600 Bewohner dieses Dorfs konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Die Bewohner anderer Dörfer aber ignorierten die Räumungsanordnung. Über ihr Schicksal lagen zunächst keine Informationen vor.
Glühende Steine fielen vom Himmel
"Das ist eine unbeschreibliche Katastrophe", sagte der Bürgermeister von Penipe, Salazar. In seinem Dorf seien mehrere Häuser zerstört worden. Glühende Steine seien in dem Dorf niedergegangen. Etwa 50 Bewohner von Penipe erlitten auf der Flucht vor dem Vulkanausbruch Verbrennungen. Der Arzt Hernan Ayala sagte: "Es war eine Chaos wie in Dantes Inferno." Rettungskräfte bargen in Penipe einen Leichnam. Vier weitere wurden unter den Trümmern ihrer Häuser vermutet.
In der dem Vulkan am nächsten gelegenen Stadt Banos floh etwa die Hälfte der 18.000 Einwohner vor dem Ascheregen. Die Stadt ist von einer dicken braunen Schicht überzogen, die Bäume haben keine Blätter mehr. Präsident Alfredo Palacio beschloss eine Soforthilfe von umgerechnet 1,55 Millionen Euro, um den Betroffenen in ihrer Not beizustehen.
Die Lavamassen beschädigten mehrere Straßen und blockierten den Lauf der drei Flüsse Patate, Puela und Chambo. Dadurch musste das Wasserkraftwerk Agoyan seinen Betrieb einstellen. Die Bewohner von vier Provinzen sind deswegen ohne Strom.
Hilfe zugesagt
Präsident Alfredo Palacio erklärte die Provinzen Tungurahua und Chimborazo sowie einige angrenzende Gebiete zum Katastrophengebiet und sagte den Betroffenen finanzielle Hilfe zu.
Der fast bis zum Pazifik reichende Ascheregen behinderte auch den Flugverkehr. Mehrere Flüge zwischen Quito und der größten ecuadorianischen Stadt Guayaquil wurden gestrichen.
Der Tungurahua liegt 135 Kilometer südlich der Hauptstadt Quito. Er ist seit dem 18. Oktober 1999 wieder aktiv, nachdem er zuvor acht Jahrzehnte lang ruhig geblieben war. Der Direktor des Geophysikalischen Instituts, Hugo Yepes, sagte, dass der Tungurahua nun wieder in einem "Zustand völliger Ruhe" sei. Weitere Ausbrüche könnten aber nicht ausgeschlossen werden.