Israels berühmtester Gefangener ist nach fünf Jahren nun frei.
Gestern um 11.05 Uhr jubelte für einen kurzen Moment das ganze Land: „Gilad Shalit ist frei“, meldete da Israels Premier Benjamin Netanjahu. Zum ersten Mal seit 26 Jahren ist eine israelische Geisel lebend zurückgekehrt.
Bis auf die Knochen abgemagert, blass und mit Augen, die seit Jahren offenbar wenig Sonnenlicht gesehen haben, konnte der 25-Jährige endlich wieder seine Eltern umarmen. Nach über fünf Jahren als Geisel der radikalen Hamas wurde der Franco-Israeli via Ägypten – dort musste er dem Fernsehen ein kurzes Interview geben – zum Militärstützpunkt Tel Nof in Israel gebracht. Und hier empfingen ihn sein Vater Noam, Netanjahu und Verteidigungsminister Barak mit allen Ehren. Nach 1.941 Tagen ist das Bangen der Familie Shalit vorbei. 1.938 Tage hatte sie vor dem Amtssitz von Netanjahu in Jerusalem ein Zelt aufgebaut und immer wieder appelliert: „Vergesst unseren Gilad nicht!“ Gestern antwortete Netanjahu der Familie: „Ich habe Gilad zurückgebracht. Euren Sohn, das Kind Israels.“
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Israel zerrissen zwischen Euphorie und Angst
Zur selben Zeit auch in Gaza Jubelszenen: Die ersten palästinensischen Gefangenen kehren von Israel zurück nach Gaza.
Hier wurden sie von den Massen mit Gewehren in den Händen als „Sieger“ gefeiert. 1.027 palästinensische Gefangene werden für Shalit von Israel freigelassen, darunter auch Terroristen. Nur zwei Frauen verweigerten die Rückkehr nach Gaza. Ägypten, das im Shalit-Deal vermittelt hatte, wird sie aufnehmen.
In seinem ersten Interview spricht indes der fast durchsichtig wirkende junge Soldat Shalit aus, was so viele Israelis befürchten: „Ich freue mich, dass die Palästinenser frei sind, solange sie nicht nach Israel zurückkehren, um Terrorattentate zu verüben.“
Dieser Kritik tritt Netanjahu mit einem alten, weisen Spruch entgegen: „Wenn du nur eine einzige Seele rettest, rettest du die ganze Welt …“
Am 26. Oktober starten Friedensgespräche
Shalit, der erst auf israelischem Boden zugab, dass er sich schlecht fühle, wurde gestern von Topärzten durchgecheckt. Seine vorerst letzte Botschaft: „Ich hoffe auf Frieden.“ Am 26. Oktober starten jedenfalls erstmals wieder Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern.
Den LIVE-Ticker zum Nachlesen gibt es auf der nächsten Seite >>>
12:55 Uhr: Der Gefangenenaustausch zwischen Israel und den Palästinensern ist abgeschlossen. Alle 477 Palästinenser seien freigelassen worden, sagte ein Sprecher der israelischen Streitkräfte. Der nach über fünf Jahren aus der Geiselhaft entlassene israelische Soldat Gilad Shalit ist unterdessen auf dem Weg zu seiner Familie.
12:45 Uhr: Nach der Freilassung von Gilad Shalit läuft auch die Überstellung der palästinensischen Häftlinge weiter. In Ramallah ist es dabei zu Zusammenstößen zwischen israelischen Sicherheitskräften und wütenden Palästinensern gekommen. Sie protestieren dagegen, dass die Gefangenen offenbar an einem anderen Ort als angekündigt übergeben werden.
12:18 Uhr: Gilad Shalit im ägyptischen Fernsehen: "Es ist sehr unangenehm, so viele Leute auf einmal zu sehen. Ich habe so lange fast keine Menschen um mich gehabt."
12:15 Uhr: Gilam Shalit sei bei guter Gesundheit, sagte eine Sprecherin der Israelischen Armee. Der freigelassene Soldat darf jetzt nach Hause zu seiner Familie.
12:00 Uhr: Gilam Shalit wird zurzeit in Israel gründlich medizinisch untersucht, das berichten israelische Medien.
11:42 Uhr: "Ich werde mich bemühen, den israelisch-palästinensischen Friedensprozess zu erleichtern", so Shalit im ägyptischen Fernsehen.
11:45 Uhr: Gilad Shalit hat während seiner Gefangenschaft im Gazastreifen immer an seine Freilassung geglaubt. Das sagte er in dem Interview mit dem ägyptischen Staatsfernsehen. Der 25-Jährige, der müde und angespannt wirkte, erklärte, er sei bei guter Gesundheit. "Ich glaube, die Ägypter waren in ihrer Vermittlung erfolgreich, weil sie sowohl zur Hamas als auch zu Israel gute Beziehungen haben", sagte er.
11:35 Uhr: Am meisten habe er während der fünfjährigen Geiselhaft seine Familie vermisst, seine Freunde und "Leute, mit denen man reden kann", so Shalit in seinem ersten TV-Interview im ägyptischen Fernsehen.
11:15 Uhr: Gilad Shalit gibt bereits erste TV-Interviews. Im ägyptischen Staatsfernsehen sagte er, er sei von seiner bevorstehenden Freilassung vor etwa einer Woche informiert worden.
10:55 Uhr: Gilad Schalit ist in Israel. Nach fünf Jahren und vier Monaten in palästinensischer >Gefangenschaft ist er in die Heimat zurückgekehrt.
10:39 Uhr: Die Identität des israelischen Soldaten Gilad Shalit (25) ist bestätigt. Dies teilte die israelische Armeesprecherin Avital Leibovich am Dienstag über Twitter mit. Er befinde sich am Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten. Erste ägyptische Fernsehbilder zeigten einen abgemagerten Shalit, der ein helles Hemd und eine dunkle Baseballkappe trug. Er sollte in Kürze nach Israel gebracht werden.
(c) AP Photo
10:20 Uhr: Wie die BBC berichtet, hat Shalit bereits mit seiner Familie telefoniert.
10:10 Uhr: Die beiden Frauen haben nach kurzen Verhandlungen ihren Widerstand aufgegeben, der Austausch geht weiter.
10.00 Uhr: Der Gefangenen-Austausch ist kurz ins Stocken geraten: Zwei palästinensische Frauen wehrten sich gegen ihre Überstellung von Israel in den Gaza-Streifen. Sie fürchten Racheakte, weil sie im Gefängnis andere Palästinenser-Frauen misshandelt haben sollen.
09:40 Uhr: Der 25-jährige Shalit soll gegen zunächst 477 von insgesamt 1027 palästinensischen Gefangenen ausgetauscht werden. Der Soldat solle an Israel ausgehändigt werden, sobald alle 477 Gefangenen frei seien, sagte der Hamas-Vertreter der Agentur AFP.
09:30 Uhr: Inzwischen ist Shalit mit einem israelischen Vertreter zusammengetroffen. Der berühmte Soldat soll jetzt in Ägypten medizinisch betreut werden.
09:19 Uhr: Der Gefangenenaustausch in Nahost schreitet weiter voran: Alle 477 palästinensischen Gefangenen sind nach israelischen Angaben bereits an Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben worden
09:15 Uhr: Medien zufolge soll Shalit in ca einer Stunde in Israel sein.
08:49 Uhr: Shalit ist der erste gefangen genommene israelische Soldat seit 26 Jahren, der lebend freikommt.
08:26 Uhr: Jetzt kommt die offizielle Bestätigung aus Israel: Gilad Shalit ist frei; er befindet sich nicht mehr in den Händen der Hamas.
08:09 Uhr: Der Deal mit der Hamas sieht wie folgt aus: 1027 palästinensische Gefangene gegen den jungen Israeli. In einer ersten Phase kommen heute 477 Palästinenser frei. Als erstes wurden 27 Palästinenserinnen im Keziot-Gefängnis in der Negev-Wüste auf freien Fuß gesetzt.
07:54 Uhr: Der inzwischen 25-Jährige ist heute im Rahmen eines mit Israel vereinbarten Gefangenenaustauschs an Ägypten übergeben worden
07:45 Uhr: Die radikale Palästinenserorganisation Hamas hat den vor fünf Jahren entführten israelischen Soldaten Gilad Shalit nach eigenen Angaben freigelassen.
Seite 2: Alle Hintergrundinfos zum Fall Shalit >>>
Mehr als fünf Jahre nach der Entführung des israelischen Soldaten Gilad Shalit durch ein Palästinenserkommando hat der zu seiner Freilassung vereinbarte Gefangenenaustausch begonnen. Wie der israelische Rundfunk berichtete, verließ ein erster Konvoi mit 96 palästinensischen Häftlingen in der Nacht zum Dienstag das Gefängnis Keziot in der Negev-Wüste. Im Gegenzug soll in der Früh der inzwischen 25-jährige Shalit freikommen.
Die ersten Fahrzeuge fuhren zu einem Grenzübergang zum Westjordanland, wo die an Händen und Füßen gefesselten Gefangenen auf freien Fuß kommen sollen. Drei weitere Konvois standen bereit, um Gefangene in den Gazastreifen zu transportieren. Vertreter des ägyptischen Konsulats in Israel überprüften vor der Abfahrt der Fahrzeuge die Identität der freigelassenen Häftlinge. Mehr als tausend Polizisten sicherten nach Angaben des israelischen Rundfunks die Strecken der Konvois.
Am Dienstag sollen zunächst 477 Palästinenser aus israelischer Gefangenschaft entlassen werden, darunter 27 Frauen. Die meisten der ersten Gruppe waren zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die zweite Gruppe von 550 Häftlingen soll innerhalb der kommenden zwei Monate freikommen.
Shalit soll zunächst vom Gazastreifen auf die ägyptische Halbinsel Sinai gebracht werden, bevor er nach Israel zurückkehren darf. Auf dem Luftwaffenstützpunkt Tel Nof in Südisrael soll er dann von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu empfangen werden, bevor er seine Eltern wiedersieht. Die israelische Regierung hatte einen "diskreten" Empfang versprochen, der die Bedürfnisse Shalits und seiner Familie respektiere. Shalit war am 25. Juni 2006 als 19-Jähriger in der Nähe des Gazastreifens verschleppt worden. Wenn der Austausch wie geplant abläuft, wäre es das erste Mal seit 26 Jahren, dass ein israelischer Soldat lebend aus der Gefangenschaft heimkehrt.
Israel und die Hamas hatten am Dienstag vergangener Woche unter ägyptischer Vermittlung das Abkommen über den Gefangenenaustausch unterzeichnet. Von den 477 am Dienstag Freigelassenen darf nur ein Teil nach Hause zurückkehren: 133 in den Gazastreifen, 117 ins Westjordanland und 15 nach Ost-Jerusalem. Dagegen werden 204 Palästinenser verbannt, davon 164 in den Gazastreifen und 40 weitere in die Türkei, nach Katar und nach Syrien. Sieben israelische Araber, die der ersten Gruppe der Freigelassenen angehören, dürfen nach Hause zurückkehren, ebenso eine Palästinenserin mit jordanischer Staatsangehörigkeit.
Erst am Montagabend gab der Oberste Gerichtshof Israels den Weg für den Gefangenenaustausch frei, indem er Einwände gegen die Freilassung der Palästinenser abwies. Unter den Häftlingen sind viele wegen blutiger Anschläge in Israel verurteilt worden. Netanyahu erklärte am Montag in einem Brief an die Angehörigen der Anschlagsopfer seine Gründe für den Austausch.
Während die Israelis gebannt auf erste Bilder Shalits warteten, bereiteten sich die Menschen in den Palästinensergebieten auf den feierlichen Empfang der Gefangenen vor. Im Gazastreifen erklärte die regierende Hamas den Dienstag zum nationalen Feiertag. Im Westjordanland und in Ost-Jerusalem wurden bereits Feste vorbereitet, um die Häftlinge willkommen zu heißen. In palästinensischen Städten soll drei Tage lang gefeiert werden.
Mit diesem Austausch bezahlt Israel den bisher höchsten Preis für einen seiner Soldaten. Im Mai 1985 hatte Israel 1150 Palästinenser gegen drei Soldaten ausgetauscht.