Der Großbrand mit neun türkischen Todesopfern in Ludwigshafen in Deutschland ist offenbar im Keller des Hauses ausgebrochen.
Trotz intensiver Ermittlungen ist die Ursache der Brandkatastrophe von Ludwigshafen weiter unklar. Hinweise auf einen möglichen Täter, der sich laut einer Zeugenaussage am Tag des Unglücks von dem Gebäude entfernt haben soll, brachten auch am Mittwoch keinen Durchbruch. "Die Ermittler werten derzeit 118 Spuren aus", sagte Polizeisprecher Markus Sicius in Ludwigshafen der Nachrichtenagentur AP. Dennoch könnten bisher weder Brandstiftung, technischer Defekt oder Unfall aus Ursache ausgeschlossen werden.
Zwei türkische Mädchen werden als Zeugen vernommen
Die
Vernehmung zweier acht und neun Jahre alter Mädchen, die vor Ausbruch des
Feuers einen Brandstifter im Hausflur des Gebäudes gesehen haben wollen, sei
noch nicht abgeschlossen, sagte Sicius. Die Ermittler hoffen, anhand der
Aussagen ein Phantombild des möglichen Täters erstellen zu können. Ob ein
solches überhaupt veröffentlicht werden könne, sei aber fraglich, sagte
Sicius.
Derzeit konzentrieren sich die Untersuchungen demnach auf den Brandschutt aus dem zerstörten Gebäude. Es werde weiter nach Brandbeschleunigern gesucht, die das Feuer ausgelöst haben könnten, erklärte der Sprecher. Bis konkrete Ergebnisse vorlägen, könne es aber noch mehrere Tage dauern. Die Zahl der bei dem Unglück verletzten Polizeibeamten erhöhte sich nach Angaben des Sprechers unterdessen von elf auf 16.
Feuer brauch im Keller aus
Dieses Zwischenergebnis gab der Leiter
der Staatsanwaltschaft Frankenthal, Lothar Liebig, am Montag bekannt. Nach
seinen Worten ist die Ursache des verheerenden Feuers immer noch unklar. Die
Opfer der Katastrophe wurden unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in
ihrer türkischen Heimat beigesetzt.
2.000 Trauernde in der Türkei
Rund 2.000 Trauernde
versammelten sich am Montag in der Stadt Gaziantep im Südosten der der
Türkei, um den Toten das letzte Geleit zu geben. Die neun Särge, die am
Sonntag aus Deutschland ausgeflogen worden waren, waren bei der Zeremonie in
die türkische Flagge gehüllt und mit Rosen übersät. Angesichts der noch
laufenden Ermittlungen rief der Bürgermeister von Gaziantep, Asim Güzelbey,
zur Ruhe auf und versicherte den Trauergästen, die deutschen Behörden täten
ihr Bestes, um den Fall aufzuklären.
Die Mutter eines der Opfer hatte zuvor erklärt, das Feuer sei vermutlich auf Brandstiftung aus fremdenfeindlichen Motiven zurückzuführen. "Es hat Feindseligkeiten gegen uns Türken gegeben, aber die deutschen Behörden haben das nicht ernst genommen", sagte Karanfil Calar. Auch in der türkischen Presse waren nach dem Brand Vermutungen laut geworden, Neonazis könnten einen Anschlag verübt haben.
Rettung zu spät alamiert
Die hohe Zahl von Opfern wäre nach
Einschätzung eines Notarztes vermeidbar gewesen, wenn die Rettungskräfte
früher alarmiert worden wären. "Wäre der Notruf fünf Minuten
früher eingegangen, hätte man alle retten können", sagte
Albrecht Reinicke, Notarzt und einer der ersten Helfer, die an dem
brennenden Haus in Ludwigshafen eintrafen, am Sonntagabend in der TV-Sendung "Anne
Will". Die Notrufe seien zu spät gekommen, außerdem seien ungewöhnlich
wenige eingegangen. "Es gibt insgesamt nur sieben Notrufe auf das
Ereignis, davon einer von der Polizei", sagte Reinicke.