Beinahe gestorben
Guantanamo-Häftling schnitt sich Kehle durch
05.12.2007
Im US-Gefangenenlager Guantanamo hat ein Häftling seinen Fingernagel zu einem Selbstmordwerkzeug umgewandelt. Er überlebte aber. Unterdessen starteten am Mittwoch die Anhörungen vor dem US-Gericht.
Erneut hat ein Häftling versucht, sich das Leben zu nehmen. Der Insasse habe sich mit einem scharfen Fingernagel in die Kehle gestochen, teilten die Streitkräfte am Dienstag mit. Der Mann habe viel Blut verloren, aber überlebt. Seit der Eröffnung von Guantanamo im Jänner 2002 haben dort vier Terrorverdächtige Selbstmord begangen.
"Selbstverletzung"
Militärsprecher Andrew Haynes
erklärte, bei dem jüngsten Zwischenfall von Anfang November habe es sich
vermutlich nicht um einen Selbstmordversuch gehandelt, sondern um einen Akt
der Selbstverletzung. Der Name oder die Nationalität des Mannes wurde nicht
mitgeteilt. Er habe sich während seiner täglichen fünfminütigen Dusche
verletzt, sagte Haynes. Zu diesem Zeitpunkt hätten sich während einer
Anhörung mehr als 20 Journalisten in Guantanamo aufgehalten. In den
vergangenen zwei Monaten habe es etwa ein halbes Dutzend solcher
Selbstverletzungen gegeben, erklärte Haynes.
Häftlinge wollen US-Streitkräften schaden
Die Häftlinge
wollten mit ihren Selbstmorden die US-Streitkräfte in Misskredit bringen,
sagte der Militärsprecher weiter. Nach Angaben von Anwälten und
Menschenrechtsgruppen gehen die Selbstmorde auf die Verzweiflung der
Gefangenen zurück. Die USA verdächtigen die schätzungsweise rund 300
Insassen des Lagers auf Kuba, Verbindungen zum Terrornetzwerk Al Kaida oder
den Taliban zu haben.
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Das Oberste Gericht der USA wollte am Mittwoch mit Anhörungen zu einer Klage von 36 Guantanamo-Gefangenen begonnen. Die neun Richter müssen darüber entscheiden, ob die Terrorismusverdächtigen nach der US-Verfassung des Landes ein Recht auf eine gerichtliche Überprüfung ihrer Haft haben. Die Gefangenen haben gegen ein Gesetz aus dem Jahr 2006 geklagt, wonach sie ihre Inhaftierung in dem Lager auf Kuba nicht vor Gericht anfechten können. Die US-Regierung argumentiert dagegen, dass die Internierungen im Kampf gegen den Terrorismus legal und unverzichtbar seien.
Bereits zwei Urteile gegen Regierung
Der Fall wird von
Regierungen und Menschenrechtsaktivisten auf der ganzen Welt gespannt
verfolgt. Der Supreme Court hat bereits in zwei weiteren Guantanamo-Fällen
und einem anderen Terrorismus-Fall gegen die Regierung entschieden. Der
Kongress verabschiedete daraufhin jedoch neue Gesetze - darunter auch jenes,
über dessen Verfassungsmäßigkeit nun die Obersten Richter entscheiden
sollen. Ein Urteil wird im Sommer erwartet.
305 Inhaftierte
Derzeit sind schätzungsweise noch 305 Gefangene
in Guantanamo inhaftiert. Viele von ihnen werden bereits seit mehreren
Jahren ohne Anklage festgehalten. Die USA wollen nach eigenen Angaben 60 bis
80 der Gefangenen vor Militärgerichte stellen. Kritiker werfen der Regierung
von Präsident George W. Bush vor, im Kampf gegen den Terrorismus ihre Macht
unzulässig ausgeweitet und die Menschenrechte missachtet zu haben.