Hilfe für die Opfer
Haiti benötigt zehn Milliarden Dollar
19.01.2010
2200 US-Marinesoldaten trafen im zerstörten Port-au-Prince ein.
Im Kampf gegen die Anarchie nach dem Erdbeben in Haiti wollen die Vereinten Nationen jetzt Tausende weitere Soldaten und Polizisten in das zerstörte Land schicken. Der UN-Sicherheitsrat werde wohl noch am Dienstag die Aufhebung der bisherigen Obergrenze für die Blauhelmtruppen in Haiti beschließen, erklärte der stellvertretende amerikanische UN-Botschafter Alejandro Wolff. Die UN-Mission in Haiti habe weitere 2.000 Soldaten und 1.500 Polizisten angefordert, um die Hilfskonvois und die Verteilung der Güter zu sichern, erklärten UN-Diplomaten.
Verteilung der Hilfsgüter behindert
Auch die USA fliegen
weitere Truppen in das Katastrophengebiet, ihre Zahl sollte nach Angaben
eines Militärsprechers zunächst auf 12.000 steigen. Die Dominikanische
Republik hat schon ein 800 Mann starkes Bataillon angeboten, das ab Ende der
Woche die Straße von Port-au-Prince zur dominikanischen Grenze sichern
könnte, der einzigen Landverbindung, die Haiti ins Ausland hat. Der
französische UN-Botschafter Gerard Araud erklärte, auch die Europäische
Union sei bereit, Polizisten zu entsenden. "Wir müssen schnell und
entschlossen handeln", sagte Araud.
Nach Angaben von Helfern kommt es in einzelne Vierteln von Port-au-Prince immer wieder zu Gewalttaten, was die Verteilung von Hilfsgütern behindert. Einige Bewohner hätten Milizen organisiert, um das, was sie noch besitzen, zu schützen. In einem Bezirk wurden die Straßen mit Autos blockiert, junge Männer patrouillierten in den Straßen.
US-Luftwaffe wirft Güter ab
Um die immer noch schleppende
Verteilung der Hilfe zu beschleunigen, warf die US-Luftwaffe nun doch
erstmals Hilfsgüter aus der Luft ab. Insgesamt habe es sich um 14.500
Fertigmahlzeiten und 15.000 Liter Wasser gehandelt, die in ein gesichertes
Gebiet nordöstlich der Hauptstadt Port-au-Prince niedergingen, erklärte eine
Sprecherin. Es werde derzeit geprüft, ob sich diese Methode auch für den
Rest des Landes eigne.
Erst vor wenigen Tagen hatte Verteidigungsminister Robert Gates erklärt, dass solche Aktionen kurz nach einer Katastrophe nicht sinnvoll seien, weil sie die Gefahr von Unruhen erhöhten, wenn es keine geordneten Strukturen für die Verteilung gebe.
200.000 Todesopfer
Eine Woche nach dem Erdbeben in Haiti wird
allmählich das volle Ausmaß der Katastrophe deutlich. Die haitianische
Regierung rechnet nach Angaben der EU-Kommission mittlerweile mit 200.000
Todesopfern. Der Präsident der Dominikanischen Republik schätzt die Kosten
für die Unterstützung der Überlebenden und den Wiederaufbau Haitis auf zehn
Milliarden Dollar in den nächsten fünf Jahren. Nach einem Treffen mit dem
haitianischen Präsidenten Rene Preval schlug Fernandez die Gründung eines
internationalen Komitees vor, das den Wiederaufbau überwachen solle.
Weitere österreichische Helfer
Die EU kündigte ein
Hilfspaket von 422 Millionen Euro für die Überlebenden an. Neben den von
verschiedenen EU-Ländern bereits zugesagten Hilfsgeldern in Höhe von 92
Millionen Euro sollten 330 Millionen Euro aus dem Gemeinschaftshaushalt nach
Haiti fließen.
Am Dienstag machten sich weitere österreichische Helfer ins Krisengebiet auf. Sechs Helfer des Österreichischen Roten Kreuz (ÖRK) sollen am Nachmittag vom Flughafen Wien-Schwechat ins Erdbebengebiet nach Haiti aufbrechen. Das Team habe die Aufgabe Wasser- und Sanitäranlagen für 20.000 Menschen zu errichten, so die Hilfsorganisation