Tragödie auf Haiti

Tiroler rettet 33 Kinder nach Entführung

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Schockierender Fall eines möglichen Kinderhandels mit angeblichen Waisen der Bebentragödie Haitis.

Die Kinder wären hungrig und in ziemlich schlechter Verfassung gewesen, erklärt der Österreicher Georg Willeit vom SOS-Kinderdorf in Haiti, das zwei Monate alte, nackte Baby bereits dehydriert.

Das österreichische Kinderdorf in Croix des Bouquets östlich von Port-au-Prince, das wie durch ein Wunder vom Erdbeben verschont geblieben war, wurde zur Zufluchtsstätte der 33 haitianischen Kinder, die zur illegalen Adoption außer Landes geschmuggelt werden sollten.

Der Innsbrucker Georg Willeit, ehemaliger Geschäftsführer der SOS-Kinderdörfer weltweit, nahm die 33 verschleppten Kinder in Empfang. Er schildert in bewegenden Worten, in welch schlechter Verfassung die Kinder übergeben wurden.

Wie alt sind die verschleppten Kinder?
Willeit: Die Kinder sind im Alter zwischen zwei Monaten und zwölf Jahren.

In welcher Verfassung waren sie, als sie zu Ihnen kamen?
Willeit: Sie sind extrem verwirrt, hungrig und durstig zu uns gekommen. Sie waren teilweise nur dürftig bis fast gar nicht bekleidet. Speziell ein Baby war völlig dehydriert. Wir fürchteten um sein Leben.

Wissen die Kinder, dass sie Waisen sind?
Willeit: Ein neunjähriges Mädchen weinte und sagte: „Wir sind doch keine Waisen! Wir haben doch noch Eltern!“

Ist das ein Einzelfall?
Willeit: Es wird auch weiter probiert werden. Von weiteren Versuchen ist auszugehen. Wir sind gegen schnelle Adoptionen, weil die familiäre Situation der Kinder derzeit nicht zu klären ist. (red, apa)

Die zehn Amerikaner, fünf Frauen und fünf Männer, die sie in die USA verschleppen wollten, wurden an der Grenze zur Dominikanischen Republik festgenommen. Die Kinder im Alter zwischen zwei Monaten und 12 Jahren wurden in einem Van entdeckt. Die „Helfer“ vom New Life Children’s Refuge aus Idaho beteuerten: Sie wollten die Kinder lediglich „evakuieren“: „Wir kamen nach Haiti, um zu helfen“, so Laura Silsby, Mitglied der Baptistengruppe: „Gott wird der Wahrheit ans Licht verhelfen.“ Doch: Keines der Kinder hatte einen Pass, Adoptionspapiere oder sonstige Dokumente. „Viele Kinder weinten“, so Jeanne Bernard-Pierre von der Haiti-Fürsorge: „Sie wollten ihre Eltern sehen.“

Die Angst wächst vor fiesen Adoptionsgeschäften
Im Kampf gegen kriminelle Organisationen, die lukrative Adoptionen von Haiti-Waisen mit Familien in den USA und Europa einfädeln wollen, beschloss die Regierung von Haiti: Kein Kind darf ohne persönliche Genehmigung von Premier Jean-Max Bellerive das Land verlassen. Die Entführer sind in einem Gefängnis nahe dem Flughafen eingesperrt. Sie hätten geglaubt, „dass alle Kinder Waisen seien. Ein haitianischer Pastor hat sie uns überreicht.“

Sehr auffällig: Beim angeblichen Waisenheim in der Dominikanischen Republik handelt es sich in Wirklichkeit um 45 gebuchte Hotelzimmer in einem Strandressort in Magante. Insgesamt wollte die Kirchengruppe 150 Kinder dorthin verfrachten. Heute wird sie einem Richter vorgeführt. Haitis Sozialminister Yves Christallin tobte über den versuchten Kinderraub.

Menschenhandel
Experten warnen vor Menschenhandel mit vielen der Hunderttausenden, unter extremer Not leidenden Haiti-Kinder: Im Chaos ist derzeit kaum feststellbar, welche wirklich Waisen seien. Das Hilfswerk UNICEF begann, aufgefundene Kinder zu registrieren. Gefordert wird ein vorläufiger Stopp aller Adoptionen, bis die Familienverhältnisse geklärt sind.

Georg Willeit muss sich jetzt jedenfalls daran machen, die tatsächlichen Familienverhältnisse seiner 33 neuen Heiminsassen zu klären. Sollten tatsächlich keine Angehörigen mehr vorhanden sein, werden sie im Kinderdorf Platz finden. Dort können bis zu 500 Kinder aufgenommen werden.

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