Madame Tussauds

Hitler-Figur soll wieder ausgestellt werden

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Ein 41-jähriger arbeitsloser Ex-Polizist riss der Figur den Kopf ab. In Deutschland wird der Mann beinahe zum Helden gemacht.

Kurz nach der Eröffnung von Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett in Berlin stürmte der Ex-Polizist als erst zweiter Besucher das Museum und riss der Figur mit dem Ruf „Nie wieder Krieg“ den Kopf ab. Jetzt entschied die Museumsverwaltung, die Figur wieder auszustellen. Hitler sei ein Teil der Berliner bzw. der deutschen Geschichte und dürfe nicht verleugnet werden. Wann die Figur wieder zu sehen ist, steht aber noch nicht fest, denn die Reperatur der Figur ist sowohl zeit- als auch kostenintensiv.

Am Tag nach seiner Mutprobe bereut der Ex-Polizist seine Tat. Aber: Immer mehr Deutsche (auch Politiker) finden das Attentat gut. Die Ausstellung ist umstritten.

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© EPA/RAINER JENSEN

Der "Führerbunker" vor (oben) und nach der Attacke. (c) EPA/RAINER JENSEN

Eine Wette um die Ehre
Es war eine Wette, erklärte der 41-jährige Frank L., Ex-Polizist, Altenpfleger und Hartz-­IV-Empfänger aus Berlin-Kreuzberg. Er habe sich mit Freunden über die Hitler-Figur unterhalten und beschlossen, zur Tat zu schreiten. „Ich habe dann gesagt, ich werde etwas dagegen tun. Meine Freunde meinten, ich würde mich ja doch nicht trauen“, erzählte er dem Internetportal Morgenpost Online. Denen wollte er das Gegenteil beweisen. Bei der Wette sei es aber nicht um Geld gegangen, sondern vielmehr um Ruhm. Die Tat sei nicht von langer Hand geplant, sondern eine spontane Entscheidung gewesen. Er hätte auch keine Unterstützer gehabt, sagte er dem auf RTL ausgestrahlten Magazin Spiegel TV.

Ermittlungen laufen
Gegen den Berliner, der nach der Tat festgenommen und mittlerweile auf freien Fuß gesetzt wurde, laufen Ermittlungen wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung. Er hatte bei seiner Aktion einen Wachmann im Handgemenge verletzt.

Seine Lebensgefährtin bezeichnete Frank L. in der Bild als „ruhigen, hilfsbereiten und liebevollen Menschen“. Auf die Tat selbst „sei sie stolz“. Wegen der Hitler-Figur sei er schon seit Tagen stinksauer gewesen.

Links, aber kein Extremist
Er selbst bezeichnete sich gegenüber der Bild am Sonntag als links, Extremist sei er aber keiner. Laut Medienberichten habe Frank L., der vor Jahren seinen Dienst bei der Polizei nach einer 1.-Mai-Demo quittiert hat, mehrere kleinere Vergehen auf dem Kerbholz. Doch trotz der hohen Schadenssumme – die Wachsfigur hat einen Wert von 200.000 Euro, hofft der Berliner auf eine milde Strafe. Schließlich sei er nicht vorbestraft.

Ungewisse Zukunft. Was mit der kopflosen Hitler-Figur geschehen soll und ob sie wieder ausgestellt wird, soll heute in der Geschäftsführung beschlossen werden. Eine Reparatur der Wachsfigur würde aber mindestens zwei Monate in Anspruch nehmen.

Darf man Verbrecher zeigen?
In den vergangenen Wochen waren die Organisatoren immer wieder wegen der Hitler-Figur kritisiert worden. Sorgenfalten zerfurchen die Stirn des scheiternden Feldherrn, über seinem Schreibtisch dreht sich an der Betondecke müde ein Ventilator. Daneben zeigt eine Militärkarte den unaufhaltsamen Vormarsch der Roten Armee im Jahr 1944. Viele Besucher dürften diskutieren: Darf man den Nazi-Führer, auf dessen Geheiß Millionen Menschen ermordet wurden, zu schlichten Unterhaltungszwecken zeigen?

Die Person Hitler hat in Deutschland auch 63 Jahre nach Kriegsende noch einen Sonderstatus. Gleiches gilt nun für seine Puppe in Berlin: Hitler ist die einzige der 75 Wachsfiguren, die weder berührt noch fotografiert werden darf. Auch das Posieren mit dem NSDAP-Chef wurde von der Geschäftsleitung strengstens untersagt - aus Respekt vor den Millionen Weltkriegstoten, wie eine Infotafel erläutert. Keinesfalls möchten die Betreiber offenbar riskieren, dass am Ende Neonazis als Touristen anreisen und sich mit ihrem Idol knipsen lassen.

2.500 Quadratmeter
Auf den zwei Etagen mit 2.500 Quadratmetern am Boulevard Unter den Linden lautet das Motto ansonsten "Weltstars zum Anfassen nah". Wer will, kann neben Kanzlerin Angela Merkel ans Rednerpult treten, Erich Honecker einen Vogel zeigen, sich neben Sigmund Freud auf die Couch legen, sich als fünfter Beatle eine Gitarre schnappen oder Romy Schneider im "Sissy"-Kostüm anschmachten.

Albert Einstein tritt dem Besucher lässig im Wollpulli entgegen und fordert zum Wissenstest in Physik und Chemie heraus: Welcher Planet ist der größte, welches Metall leitet Strom am besten und wie schnell ist eigentlich Licht?

Die deutsche Niederlassung ist weltweit die achte Filiale, die 10,5 Millionen Euro teure Schau wurde in fünf Monaten fertiggestellt. Besonders aufwendig war die Herstellung der Figuren: Es dauert allein 140 Stunden, die echten Menschenhaare einzusetzen. Auf der Haut sitzen zehn Schichten Ölfarbe und dünne Seidenfäden dienen als Venen in den Augen. Die Prominenten wie etwa Herbert Grönemeyer mussten viel durchmachen: Von ihren Köpfen und Körpern wurden 226 Maße genommen und 150 Fotos geschossen. Der Rundgang durch das Kabinett dauert ungefähr zwei Stunden, der Eintritt kostet für Erwachsene 18,50 Euro.

Fotos: (c) AP, Reuters

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