8 Jahre danach
Höchststrafen wegen Erika-Tanker-Unglück verhängt
16.01.2008
150.000 Seevögel verendeten, die Küste der Bretagne war auf 400 km verschmutzt: Acht Jahre nach dem Tanker-Unglück verhängt ein Gericht Höchststrafen.
Acht Jahre nach der Umweltkatastrophe durch den Untergang des Tankers "Erika" hat die französische Justiz die Höchststrafe gegen den Ölkonzern Total und drei weitere Hauptangeklagte verhängt: Total, das italienische Schiffsregister Rina, der Reeder sowie der Chef der Eignerfirma bekamen Geldstrafen auferlegt und müssen zudem zusammen 192 Millionen Euro Schadensersatz zahlen. Dies entschied am Mittwoch das Pariser Strafgericht.
Im Sturm auseinandergebrochen
Die 25 Jahre alte "Erika" war im
Dezember 1999 bei einem Sturm auseinandergebrochen. Aus dem Schiff gelangten
20.000 Tonnen Öl ins Meer. Dadurch wurden in der Bretagne etwa 400 Kilometer
Küste verschmutzt, rund 150.000 Seevögel starben.
Total habe sich durch "Unachtsamkeit" mitschuldig an dem Untergang und der folgenden Ölpest gemacht, erklärte das Pariser Gericht. Der Ölkonzern habe darüber hinweg gesehen, dass der Einwand-Tanker seinerzeit fast 25 Jahre alt gewesen und nicht regelmäßig gewartet worden sei. Das Unternehmen wurde deshalb mit dem maximalen Strafgeld von 375.000 Euro belegt. Diese Strafe setzten die Richter auch für das Schiffsregister Rina fest, das die Fahrttauglichkeit der "Erika" bescheinigt hatte. Ein Anwalt von Total sagte, er werde dem Konzern empfehlen, gegen das "ungerechte" Urteil in Berufung zu gehen.
Den Forderungen der Staatsanwaltschaft entsprach auch das Strafmaß für den italienischen Reeder und den Chef der Eignerfirma. Die beiden Italiener müssten gewusst haben, dass der Öltanker seinerzeit unzureichend repariert worden sei, um "Kosten zu sparen", befanden die Richter nach sieben Monaten Beratungen. Sie müssen jeweils 75.000 Euro Strafe zahlen. Den indischen Kapitän des Schiffes sprachen die Richter dagegen frei.
Umweltschaden
Es war das erste Mal, dass ein französisches
Gericht nach einer Umweltkatastrophe nicht nur einen materiellen oder
moralischen Schaden anerkannte, sondern auch einen Umweltschaden. Nach der
Ölpest hatten Dutzende Fischer, Hotelbesitzer, Gemeinden und
Umweltschutzgruppen wie Greenpeace Anzeige gegen Total und weitere
Beteiligte erstattet. Ihre Schadensersatzforderungen belaufen sich insgesamt
auf rund eine Milliarde Euro. Allein der französische Staat verlangte 153
Millionen Euro Schadensersatz für die Reinigung der Küste und die Entsorgung
des Wracks. Der von den Richtern verhängte Schadensersatz von 192 Millionen
Euro geht vor allem an den Staat, dessen Forderung komplett erfüllt wird.