Das verunglückte russische U-Boot Nerpa sollte ursprünglich an die Inder vermietet werden. Ein Zehnjahresvertrag für über 650 Mio. Dollar.
Indien hat nach russische Medienberichten das russische Atom-U-Boot mieten wollen, das am Wochenende in den schwersten Unfall seit der "Kursk"-Katastrophe vor acht Jahren verwickelt war. Von offizieller Seite wurde am Montag ein entsprechender Zehnjahresvertrag über 650 Millionen Dollar (510 Millionen Dollar) zunächst nicht bestätigt. Nach Einschätzung von Militärexperten würde eine solche Vereinbarung das militärische Gleichgewicht in Asien verändern.
Über die geplante Vermietung der "Nerpa" berichteten am Montag die russischen Zeitungen "Kommersant" und "Wedomosti". Indien hatte von 1988 bis 1991 von der Sowjetunion ein atomgetriebenes U-Boot gemietet. Der indische Marinebefehlshaber Admiral Sureesh Mehta wurde mit der Äußerung zitiert, Indien verhandle mit Moskau darüber, zwei Atom-U-Boote zu mieten. Die russische "Akula"-Klasse ist mit Marschflugkörpern mit 3.000 Kilometern Reichweite bestückt; sie gilt als die modernste, leiseste und tödlichste russische U-Boot-Waffe.
Keine Inder an Bord des Unglücksbootes
Der russische
Marinesprecher Igor Dygalo sagte, die "Nerpa" sollte von der Marine noch in
diesem Jahr offiziell in Dienst gestellt werden. "Wedomosti" schrieb aber
unter Berufung auf Schifffahrtskreise, das U-Boot sei für Indien bestimmt,
für es sei bereits der indische Name "Chakra" vorgesehen. Der indische
Marinesprecher Nirad Sinha sagte, es seien bei der Fahrt im Japanischen Meer
keine Inder an Bord gewesen.
Bereits im August ausgeliefert werden sollen
Die indische Zeitung
"Indian Express" schrieb, das U-Boot dieser Klasse hätte bereits im August
an Indien ausgeliefert werden sollen. Indische Seeleute sollten zur
Einweisung und Ausbildung noch in diesem Monat nach Russland reisen.
"Kommersant" berichtete, die Übergabe sei bereits für August 2007 vorgesehen
gewesen, aber zweimal verschoben worden. Der tödliche Unfall vom Wochenende
werde vermutlich zu einer weiteren Verzögerung führen.
Bei dem Unglück am Wochenende kamen in dem U-Boot der modernsten russischen Baureihe 20 Menschen, darunter 17 Zivilpersonen, ums Leben. Die Ermittlungen konzentrierten sich darauf, warum das automatische Feuerlöschsystem ausgelöst wurde, bei dem das Gas Freon eingesetzt wird, um Sauerstoff in dem betreffenden Raum zu entziehen. Menschliches Versagen - bis hin zu einer Auslösung durch eine brennende Zigarette - wurde nicht ausgeschlossen.
Normalbesatzung 73 Mann, tatsächlich waren 208 Personen an Bord
Marine-Experten
verwiesen darauf, dass bei der offiziellen Testfahrt möglicherweise zu viele
Menschen an Bord gewesen seien: Insgesamt 208 Personen, darunter 81
Seeleute. Normalerweise hätten U-Boote der "Akula"-Klasse eine Besatzung von
73 Mann. Zivilpersonen bekämen zwar vor einer U-Boot-Fahrt eine
Sicherheitseinweisung, erklärte der Vorsitzende einer Vereinigung ehemaliger
U-Boot-Fahrer Igor Kurdin. Da diese aber sehr informell sei, hätten
Zivilpersonen wenig Erfahrung darin, die Atemschutzmasken richtig zu
benutzen.
Das Atom-U-Boot "Kursk" explodierte 2000 in der Barentssee. Damals kamen alle 118 Seeleute an Bord ums Leben. 2003 wurden elf Menschen beim Untergang eines russischen U-Boots in der Barentssee getötet.