6 Kinder vom Vater
Inzest-Skandal auch in Frankreich
30.04.2008
Eine 46-jährige Französin wurde von ihrem Vater jahrelang mehrmals am tag vergewaltigt. Nach dem Skandal von Amstetten brach sie ihr Schweigen.
Nach dem Inzestskandal in Amstetten ist in Frankreich ein ähnlicher Fall bekannt geworden und erschüttert das Land. Eine heute 46-Jährige wurde 28 Jahre lang von ihrem Adoptivvater gequält und missbraucht und hat von ihm sechs Kinder. Erst der plötzliche Tod ihres Peinigers nach einem Schlaganfall beendete ihr Martyrium, wie die Frau, aufgerüttelt durch das Schicksal von Elisabeth, jetzt französischen Medien anvertraute.
Alles zum Inzest-Drama von Amstetten
Leidensweg begann im Alter von acht Jahren
"Elisabeth hat noch
mehr gelitten als ich, ich möchte dieser Frau helfen, ihre Freundin werden",
sagte Lydia G. der Zeitung "Le Parisien". Ihr Leidensweg begann mit acht
Jahren, als sie von ihrer Stiefmutter in siedendes Wasser geworfen wurde,
erzählte sie dem Radiosender RTL. Der Adoptivvater habe sie aus dem
Krankenhaus geholt und das verletzte Kind auf einem Bauernhof in Coulommes
östlich von Paris erstmals sexuell missbraucht.
Niemand glaubte ihr
"Wenn ich fliehen wollte, hat er mir die Füße
mit Säure verätzt", schilderte sie. Die Behörden blieben untätig, als das
Kind nach wenigen Monaten von der Schule genommen wurde. Von 1982 bis 1993
brachte Lydia sechs Kinder von ihrem Vater zur Welt, die Mutter habe bei
mehreren Vergewaltigungen zugesehen. "Nach den Geburten kam mein Vater ins
Krankenhaus. Als die Krankenschwestern nach dem Vater meiner Kinder fragten,
sagte ich, er sei es. Niemals hat jemand reagiert."
Teilweise drei Vergewaltigungen pro Tag
An manchen Tagen sei sie
dreimal vergewaltigt worden, "morgens, mittags und abends. Ich hatte das
Gefühl, das ist normal." Mehrmals sei sie geflohen, wenn sie der Vater zu
hart geschlagen habe. "Jedes Mal habe ich meine Geschichte erzählt, aber
immer wieder wurde ich zurückgebracht."
Martyrium endete durch Tod des Vaters
Das letzte Mal habe sich
der Vater 1999 an ihr vergangenen, eine Woche vor seinem Tod. Doch erst nach
mehreren Jahren überzeugte sie ihr Lebensgefährte, den Fall vor Gericht zu
bringen und Anzeige gegen ihre Mutter zu erstatten. Gegen ihren Willen fand
der Prozess hinter verschlossenen Türen statt und gelangte nicht an die
Öffentlichkeit.
Stiefmutter erhielt vier Jahre auf Bewährung
Vor rund einer
Woche wurde in Paris das letztinstanzliche Urteil gesprochen: Die
Stiefmutter erhielt vier Jahre auf Bewährung wegen Verheimlichung einer
Straftat und weil sie einen der Söhne Lydias selbst sexuell missbrauchte.
Für Lydia ist das ein schockierend mildes Urteil.
"Das ist der schlimmste Fall, den ich je betreut habe", sagte ihr Anwalt Alain Mikowski zu "Le Parisien". "Die lange Zeit der Verbrechen, die Straffreiheit für die Täter, die Gewalttätigkeit und das Versagen der Behörden: Die Affäre ist unbegreifbar."
Lydia lebt immer noch auf dem Bauernhof, zusammen mit ihrem Lebensgefährten und inzwischen neun Kindern. "Das ist mein Zuhause. Aber ich spreche mit niemanden. Ich bin wütend auf meine Nachbarn, die den Mund nicht aufgemacht haben."