Die Kaperung eines muslimischen Schiffes hat Islamisten auf den Plan gerufen: Sie jagen jetzt die Piraten. Unterdessen hat eine Reederei ihre Route geändert.
Schwer bewaffnete Islamisten sind einem lokalen Stammesführer zufolge in die somalische Hafenstadt Haradheere eingedrungen, um die Entführer des Super-Tankers "Sirius Star" zu suchen. "Die Islamisten haben gesagt, sie werden die Piraten angreifen, weil diese ein muslimisches Schiff entführt hätten", sagte der Stammesälteste in Haradheere am Freitag . "Die Islamisten suchen nach den Piraten und dem Schiff. Ich habe vier Autos voller Kämpfer gesehen, die durch jede Straße der Stadt fahren."
Der Tanker aus Saudi-Arabien wurde vor einer Woche von somalischen Seeräubern gekapert. Er transportiert Öl im Wert von 100 Millionen Dollar (79,7 Mio. Euro) und liegt der US-Marine zufolge vor Haradheere vor Anker. Die islamistischen Gruppen in Somalia kämpfen seit zwei Jahren gegen Regierungstruppen und ihre äthiopischen Verbündeten. Gerüchte über eine Beteiligung an den Piratenangriffen wiesen sie jedoch zurück.
Riad lehnt Verhandlungen ab
Saudi-Arabiens Prinz Saud el Faisal
hat Verhandlungen mit den Piraten abgelehnt, die für den entführten
saudi-arabischen Tanker "Sirius Star" Lösegeld fordern. "Verhandlungen
und die Zahlung von Lösegeld ermutigen nur zur Piraterie und sind keine
Lösung für das Problem", sagte Prinz Saud am Freitag nach
Gesprächen mit dem norwegischen Außenminister Jonas Gahr Stoere in Oslo.
Piraterie sei ähnlich wie der Terrorismus ein Übel, das ausgerottet werden
müsse.
Maersk ändert Route
Der dänische Reederei-Konzern
A.P.Moller-Maersk hat ab sofort aus Furcht vor Piraten den Kurs ihrer Tanker
und anderer langsamer Schiffe auf dem Weg nach Asien geändert. Wie
Unternehmenssprecher Soren Skou am Freitag in Kopenhagen bestätigte, dürfen
die betroffenen Schiffe nicht mehr den Suez-Kanal und den sich
anschließenden Golf von Aden benutzen, wenn sie zwischen Europa und Fernost
verkehren. Stattdessen müssen sie den um ein Vielfaches längeren Weg um Kap
Horn am südlichen Zipfel Afrikas nehmen.
Wegen der explosiven Zunahme der Überfälle von Piraten sei die Nutzung der Route durch den Suez-Kanal nur mit Eskorte von Kriegsschiffen möglich, hieß es weiter. Das dänische Unternehmen betreibt die größte Containerflotte der Welt und schickte bisher mehr als 100 Schiffe pro Monat durch den Suez-Kanal. Nach der Umlegung der Route müssen Kunden etwa zwei Wochen länger auf ihre Fracht warten. Skou erklärte, seine Reederei rechne mit einer "vernünftigen Lösung" für das Problem zunehmender Piraterie vor Somalias Küste im Laufe "einiger Monate".
Keine Bestätigung für Lösegeld-Forderung bislang
Die
US-Marine und der saudi-arabischer Schiffeigner des gekaperten Supertankers
vor Somalia haben Berichte über Lösegeldforderungen der Piraten immer noch
nicht bestätigt. "Ich habe die Berichte gelesen, aber ich kann
nichts davon bestätigen", sagte ein Sprecher der in Bahrain
stationierten 5. US-Flotte.
Die US-Marine habe keine neuen Informationen zu der Entführung, vermute aber, die "Sirius Star" liege weiterhin vor der somalischen Küste bei Haradheere vor Anker. Auch ein Sprecher der betroffenen Reederei Saudi Aramco erklärte, er wisse nichts Neues. Berichte über ein Lösegeld in Höhe von 25 Millionen Dollar wollte er nicht kommentieren.
Der Supertanker mit zwei Millionen Barrel Öl an Bord war vor einer Woche von somalischen Piraten gekapert worden. Die französische Nachrichtenagentur AFP zitierte einen Piraten, dem zufolge die Seeräuber ein Lösegeld von 25 Millionen Dollar innerhalb von zehn Tagen verlangt hätten.
Piraten erhielten schon 150 Millionen US-Dollar
Die Piraterie im
Golf von Aden entpuppt sich als lukratives Geschäft: Somalische Freibeuter
haben nach kenianischen Regierungsangaben in den vergangenen zwölf Monaten
Lösegeldzahlungen von mehr als 150 Millionen US-Dollar (knapp 120 Millionen
Euro) erhalten. Der kenianische Außenminister Moses Wetangula rief die
Eigentümer gekaperter Schiffe am Freitag dazu auf, künftig kein Geld mehr zu
zahlen, da dies die Piraten nur ermutige.
Somalische Piraten gaben griechischen Chemietanker frei
Somalische
Piraten haben einen vor knapp zwei Monaten gekaperten griechischen Tanker
wieder freigegeben. Der mit Chemikalien beladene Tanker "Genius" und seine
Besatzungsmitglieder seien am Freitag in die Freiheit entlassen worden,
sagte der Chef des ostafrikanischen Seefahrerverbandes, Andrew Mwangura.
Ob Lösegeld floss, war zunächst unklar. Die "Genius" hatte 19 rumänische Besatzungsmitglieder an Bord, als sie am 25. September im Golf von Aden von Piraten gekapert worden war.
Foto: (c) Reuters: Piraten am Strand von Eyl / Somalia