Gericht entschied

Italienische Koma-Patientin darf sterben

13.11.2008

Nachdem Eluana Englaro 17 Jahre im Koma gelegen hatte erlaubte ein Gericht, dass die Grundversorgung bei der Frau ausgesetzt werden darf.

Zur Vollversion des Artikels
© Reuters
Zur Vollversion des Artikels

Die Patientin Eluana Englaro, die vor 17 Jahren nach einem Autounfall ins Koma gefallen und nicht mehr erwacht ist, darf sterben. Dies beschloss das Kassationsgericht in Rom. Die Kassationsrichter lehnten einen Einspruch der Mailänder Staatsanwaltschaft gegen ein im Juli gefälltes Urteil des Berufungsgerichts ab, das die Aussetzung der Grundversorgung für die 35-jährige Frau aus der lombardischen Stadt Lecco erlaubt.

Die Mailänder Staatsanwaltschaft sei nicht legitimiert, sich gegen das Urteil zu stellen, das Eluanas Vater Beppe Englaro das Recht auf die Aussetzung der Ernährung seiner Tochter zugesprochen hatte. Die Staatsanwaltschaft könne sich für den Schutz öffentlicher Interessen einsetzen, beim Fall Eluana handle es sich aber um eine private Angelegenheit, urteilten die Richter.

Zehnjähriger Kampf des Vaters
Damit geht für Beppe Englaro ein fast zehnjähriger juristischer Kampf für das Sterberecht seiner Tochter zu Ende, der in Italien heftige Debatten ausgelöst hatte. "Dieses Urteil bestätigt, dass wir in einem Rechtsstaat leben", kommentierte Englaro. Seit 1999 versuchte er, das Aussetzen der Grundversorgung gerichtlich zu erwirken. Im Juli erhielt er zunächst in einem Berufungsverfahren Recht. Die Mailänder Richter stützten sich dabei auf den "angenommenen Willen" der Frau.

Vatikan warnte vor "Tötung der Patientin"
Der Vatikan hatte kürzlich vor der Aussetzung der Grundversorgung für Eluana Englaro gewarnt. Das medizinische Personal dürfe die Zufuhr von Flüssigkeit und Nahrung nicht aussetzen, weil dies die Tötung des Patienten bedeuten würde, sagte Kurienkardinal Javier Lozano Barragan, Präsident des Päpstlichen Rates für Gesundheitsfragen.

Bei der Grundversorgung handle es sich nicht um eine Therapie, unterstrich Lozano. Wer einem Komapatienten Nahrung und Wasser verweigere, erlege "einem Kranken, der schon leidet, eine weitere schreckliche Qual auf: ihn an Hunger und Durst sterben zu lassen". Wenn Englaros Vater den Pflegeabbruch bei seiner Tochter durchsetzte, würde er "einen Mord begehen".

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel