Der Vater der Patientin könnte eine österreichische Klinik auswählen um dem Medienrummel zu entgehen, in Italien gibt es zahlreiche Proteste gegen die Entscheidung des Gerichts.
Die italienische Wachkoma-Patientin Eluana Englaro, für die das Kassationsgericht die Einstellung der künstlichen Ernährung genehmigt hat, könnte eventuell in Österreich sterben. Nach Angaben der römischen Tageszeitung "La Repubblica" (Sonntag-Ausgabe) könnte der Vater der 37-jährigen Koma-Patientin, Beppe Englaro, eine österreichische Klinik auswählen, um Eluana weit vom Medienrummel sterben zu lassen. Um welche Einrichtung es sich handeln könnte, war nicht bekannt.
Protest gegen Einstellung der künstlichen Ernährung
Die
Suche nach einem Krankenhaus, in dem die künstliche Ernährung für Eluana
ausgesetzt werden und die Frau sterben könne, gestaltet sich für die Familie
schwierig. Die Frau befindet sich seit Jahren in einer Klinik in der
lombardischen Stadt Lecco, in der Nähe von Mailand. Da die lombardische
Regionalregierung beschlossen hat, dass das medizinische Personal in der
Lombardei die Versorgung mit Flüssigkeit und Nahrung nicht aussetzen dürfe,
wollte Beppe Englaro nach einer Klinik in seiner Heimatstadt Udine suchen.
In Friaul hat jedoch in katholischen Kreisen ein Protest gegen die Einlieferung Eluanas in ein lokales Krankenhaus begonnen, in dem sie sterben könne. Das für Gesundheitsfragen zuständige Mitglied des friaulischen Regionalrats, Vladimiro Kosic, meinte, er wolle sich dafür einsetzen, damit Eluana in keinem Krankenhaus der Region sterbe. "Ein Krankenhaus ist bei uns ein Ort des Lebens und nicht des Todes", meinte Kosic. Laut Ärzten könnte Eluana bis zu drei Wochen nach der Aussetzung der künstlichen Ernährung weiterleben.
Gericht gab Sterbe-Erlaubnis
Der Beschluss, dass Eluana Englaro,
die vor 17 Jahren nach einem Autounfall ins Koma gefallen und nicht mehr
erwacht ist, sterben dürfe, wurde vom Kassationsgericht, der letzten Instanz
im italienischen Justizsystem, am Donnerstag in Rom gefasst. Die
Kassationsrichter lehnten einen Einspruch der Mailänder Staatsanwaltschaft
gegen ein im Juli gefälltes Urteil des Berufungsgerichts ab, das die
Aussetzung der Grundversorgung für die 35-jährige Frau erlaubt. Damit wurde
Eluanas Vater Beppe Englaro endgültig das Recht auf Aussetzung der Ernährung
seiner Tochter zugesprochen.
Protest des Vatikans
Damit geht für Beppe Englaro ein fast
zehnjähriger juristischer Kampf für das Sterberecht seiner Tochter zu Ende,
der in Italien heftige Debatten ausgelöst hatte.
Das Urteil der Richter sorgte für helle Empörung im Vatikan und in katholischen Kreisen. "Dieses Urteil ist monströs, man verurteilt eine Unschuldige zum Tod. Für Italien ist dieser Beschluss eine zivile und moralische Niederlage", kommentierte der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Rino Fisichella.
Italienische Medien verglichen Eluanas Schicksal mit jenem der Amerikanerin Terri Schindler Schiavo. Sie war nach einem Herzanfall 1990 ins Wachkoma gefallen und wurde künstlich ernährt. Ihr Mann Michael Schiavo, der inzwischen bereits mit einer anderen Frau liiert war, erreichte 2005 vor Gericht, dass Terri die Magensonde entfernt wurde. Die Eltern der Patientin kämpften zwar um das Leben ihrer Tochter, konnten sich jedoch letztlich nicht durchsetzen. Terri Schiavo starb am 31. März 2005, zwei Wochen nach Einstellung der Ernährung.