34 katholische Verbände wollen mit dem Fall vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehen.
Italiens katholische Gemeinde mobilisiert gegen die Beendigung der künstlichen Ernährung, die die Wachkoma-Patientin Eluana Englaro am Leben hält. 34 Verbände wollen jetzt das Europäische Gerichtshof für Menschenrechte gegen ein Urteil des römischen Kassationsgerichts einschalten, das dem Vater der Frau das Recht auf die Aussetzung der Ernährung für die 37-Jährige zugesprochen hat.
Einspruch bei Europäischen Gerichtshof eingereicht
"Es ist
der erste Einspruch dieser Art, den wir bei dem Europäischen Gerichtshof in
Straßburg eingereicht haben", sagte die italienische Rechtsanwältin Rosaria
Elefante, die die 34 Verbände vertritt. Die Verbände hoffen, dass das
Europäische Gerichtshof das Urteil des römischen Kassationsgerichts, der
dritten und letzten Instanz im italienischen Strafsystem, stoppen könne.
Eluana Englaro war vor 17 Jahren nach einem Autounfall ins Koma gefallen und
nicht mehr erwacht. Ihr Fall hat Italien entzweit
Der Vater Eluanas, Beppe Englaro, der seit fast zehn Jahren für die Aussetzung der künstlichen Ernährung für seine Tochter kämpft, muss sich auch mit der Kommission des italienischen Gesundheitsministeriums auseinandersetzen, die sich mit dem Problem der Wachkoma-Patienten beschäftigt. Die Kommission sprach sich gegen die Aussetzung der künstlichen Ernährung für Eluana aus. Niemand könne behaupten, dass der Zustand eines Koma-Patienten irreversibel sei. Zu oft seien Patienten aus dem Koma erwacht, hieß es in einem Schreiben des Expertenkomitees.
Vatikan warnt vor Aufweichung der Personenwürde
Auch der
Vatikan warnt weiterhin im Blick auf die Sterbehilfe-Debatte vor einer
Aufweichung der Personenwürde. "Eine Gesellschaft, die den Wert des Lebens
allein anhand seiner Leistungsfähigkeit bemisst, wäre zweifellos eine
inhumane Gesellschaft", sagte der Kardinal und Erzbischof von Genua, Angelo
Bagnasco.
Suche nach Klinik
Die Suche nach einem Krankenhaus, in dem die
künstliche Ernährung für Eluana ausgesetzt werden und die Frau sterben
könne, gestaltet sich für die Familie schwierig. Die Frau befindet sich seit
Jahren in einer Klinik in der lombardischen Stadt Lecco, in der Nähe von
Mailand. Da die lombardische Regionalregierung beschlossen hat, dass das
medizinische Personal in der Lombardei die Versorgung mit Flüssigkeit und
Nahrung nicht aussetzen dürfe, wollte Beppe Englaro nach einer Klinik in
seiner Heimatstadt Udine suchen.
In Friaul hat jedoch in katholischen Kreisen ein Protest gegen die Einlieferung Eluanas in ein lokales Krankenhaus begonnen, in dem sie sterben könne. Italienische Medien hatten nicht ausgeschlossen, dass Beppe Englaro eine Klinik in Österreich suchen könnte, um dort seine Tochter sterben zu lassen.