Die Zahl der Opfer ist auf 281 gestiegen. Unter den Trümmern werden noch Dutzende Verschüttete vermutet. 17.000 Obdachlose müssen in den Zeltstädten ausharren.
Obwohl die Hoffnung, weitere Überlebenden unter den Trümmern der mittelitalienischen Region Abruzzen zu finden, allmählich schwindet, werden die Rettungseinheiten die Suche nach Vermissten bis Ostern verlängern. Dies teilte der italienische Innenminister Roberto Maroni mit. Ursprünglich hätte die Suchaktion am heutigen Donnerstag abgebrochen werden sollen.
500 Menschen vermisst
"Wir suchen weiter", betonte der
Minister. Unter den Trümmern werden noch Dutzende von Verschütteten
befürchtet. Knapp 500 Menschen gelten noch als vermisst. Die Zahl der Toten
belief sich damit vorerst auf insgesamt 281, darunter waren 20 Kinder. Neben
den Toten gab es etwa 1.500 Verletzte.
20.000 Menschen sind obdachlos, 10.000 davon wurden in 171 Hotels an der Adria-Küste untergebracht. 3.289 Zelte wurden für die Obdachlosen aufgestellt. 11.669 Helfer seien im Einsatz. "Die Rettungsaktion hat trotz der schwierigen Bedingungen sehr gut funktioniert. Der Einsatz der Rettungseinheiten ist beispielhaft", sagte Berlusconi. Die Erde bebe weiter, was die Hilfsaktion erschwere. Allein zwischen Mitternacht und 7.00 Uhr Donnerstag seien 65 Erdstöße registriert worden. "Wir haben weitere Einstürze befürchtet", erklärte Berlusconi. Er kündigte eine Verschärfung der Strafmaßnahmen gegen Plünderer in den beschädigten Gebäuden an. 700 Militärs seien gegen Plünderungen im Einsatz.
Schärfere Strafen für Plünderer
Der italienische
Ministerrat plante am Donnerstag den Erlass eines Dekrets zur Bewältigung
des Notstands nach dem Erdbeben in den Abruzzen. 30 Millionen Euro werden
den Obdachlosen zur Verfügung gestellt. "Die Lage in L'Aquila ist
schlimmer als ich gedacht habe", betonte Regierungschef Silvio
Berlusconi. Er kündigte schärfere Strafen für Plünderer an. Die Bewohner der
beschädigten Gebäuden befürchten Diebstähle, daher wurden in einigen Dörfer
der Region spontane Bürgerwehren organisiert.
Der italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano besuchte am Donnerstag ein Zeltlager in L'Aquila, in dem sich rund 2.000 Obdachlose befinden. Napolitano machte die schlechte Qualität der Gebäude für die hohe Opferzahl mitverantwortlich. "Niemand ist schuldlos", betonte Napolitano, der neue Gesetze für Anti-Beben-Baustandards verlangte. Er dankte den Rettungsmannschaften für ihren "außerordentlichen Einsatz". "Wir werden diese Stadt neu aufbauen, wir werden niemanden vergessen", versicherte der Präsident.
Papst will ins Erdbebegebiet reisen
Auch der Papst kündigte am
Mittwoch an, dass er in die Abruzzen reisen werde. Auch Popstar Madonna will
die Opfer des verheerenden Erdbebens in Mittelitalien unterstützen. Der
Bürgermeister des Bergdorfs Pacentro, Fernando Caparso, sagte am Mittwoch,
die Sängerin habe über ihren Manager eine Spende von 500.000 Dollar (377.900
Euro) zugesagt.
Immer wieder Nachbeben
Stärkere Nachbeben haben in der Nacht auf
Donnerstag die Bewohner Abruzzen erneut in Angst und Schrecken versetzt. Ein
Beben kurz nach Mitternacht wurde mit einer Stärke von 5,2 gemessen,
berichteten die italienischen Medien. Das verheerende Beben, das die Region
in den Abruzzen rund um die Stadt L'Aquila am Montag erschüttert hatte,
hatte eine Stärke von 5,8 erreicht. Seit Montag wurden mehrere hundert
Nachbeben registriert.