Hartnäckige Gerüchte
Kein Waffenschmuggel auf der Arctic Sea
08.09.2009
Russland weist Gerüchte um den Frachter mit Nachdruck zurück.
Russland hat die andauernden Spekulationen um einen möglichen Raketenschmuggel auf dem mysteriösen Frachter "Arctic Sea" erneut mit Nachdruck zurückgewiesen. Mutmaßungen, nach denen unter der Holzladung Flugabwehrsysteme vom Typ S-300 versteckt waren, seien "haltlos und absolut unwahr", sagte Außenminister Sergej Lawrow am Dienstag nach Angaben der Agentur Interfax.
Nur Holz an Bord
Auch Kremlchef Dmitri Medwedew ließ über seine
Sprecherin vor Gerüchten warnen. Die russischen Ermittlungsbehörden teilten
mit, dass die bisherigen Überprüfungen des Schiffs auf hoher See einen
solchen Verdacht nicht rechtfertigten. Es sei nur Holz gefunden worden. Die
Ermittlungen an Bord würden noch einige Tage dauern, sagte Behördensprecher
Wladimir Markin.
Experten glauben an Waffenschmuggel
Militärexperten hielten
unterdessen an der Vermutung fest, dass Russlands auffälliges Verhalten bei
dem Fall nur mit einem illegalen Rüstungsgeschäft - möglicherweise für den
Iran - zusammenhängen könne. Nach offizieller russischer Darstellung wurde
der mit Holz beladene Frachter einer finnischen Reederei im Juli von acht
Piraten entführt. Die vorwiegend aus Estland stammenden vorbestraften
Entführer waren von der Schwarzmeerflotte festgenommen worden und sitzen in
Moskauer Untersuchungshaft.
Piraten vom Mossad angeheuert?
Internationale Medien hatten in
den vergangenen Tagen Spekulationen um einen möglichen Raketentransport
wiederholt. Laut einer gängigen These könnte der israelische Geheimdienst
Mossad die mutmaßlichen Piraten angeheuert haben, um das Schiff kapern zu
lassen und den Raketenschmuggel schließlich aufzudecken. Die Rede war immer
wieder von Raketen, die mit Atomsprengköpfen bestückbar und für den Iran
bestimmt seien.
Seeräuber geben sich als Umweltschützer aus
Die acht
"Seeräuber" könnten selbst nichts von den Hintergründen des Einsatzes geahnt
haben und Instrumente des Geheimdienstes gewesen sein, vermuteten einige
Experten. Die Tatverdächtigen selbst hatten behauptet, Umweltschützer zu
sein - für eine Organisation, an deren Namen sie sich nicht erinnern
könnten. 11 der 15 befreiten Seemänner der "Arctic Sea" sind nach
zweiwöchiger Isolation des russischen Geheimdienstes inzwischen wieder bei
ihren Familien.
Schiff beschlagnahmt
Der Fall der "Arctic Sea" hatte
international wochenlang für Aufsehen gesorgt, weil Schiff und Crew vermisst
gemeldet waren. Allerdings hatte die NATO nach Medienberichten immer
Kenntnis vom Standort und half Russland schließlich, das Schiff vor
Westafrika zu finden. Auch die EU-Kommission und Geheimdienste von 20
Ländern waren an dem rätselhaften Fall beteiligt gewesen. Russland hat das
unter maltesischer Flagge fahrende Schiff beschlagnahmt.