Skandal in Deutschland: Die Polizei verfolgte 16 Jahre lang eine falsche Spur - auch in Österreich. Mehrere Täter verübten die Morde - und nicht ein Phantom.
Der Fall galt seit jeher als mysteriös. Seit 1993 soll eine als äußerst gefährliche Serienverbrecherin eine brutale und blutige Spur des Verbrechens durch Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Saarland und Österreich gezogen haben. Grausamer Höhepunkt war der kaltblütige Mord Ende April 2007 in Heilbronn an einer 22-jährigen Polizistin. Insgesamt sechs Morde und ein weiterer Todesfall werden der unbekannten Frau angerechnet. Wegen der Brutalität der Morde gibt es Gerüchte, dass es sich um einen Transsexuellen handelt.
Verunreinigte Wattestäbchen
Jetzt schockt ein Verdacht die
Polizei: Die "Killerin ohne Gesicht" existiert gar nicht. Die
einzige Spur, die es bisher gibt, stammt von verunreinigten Wattestäbchen
mit denen DNA-Spuren an den Tatorten gesichert wurden. Das ergab eine
Neuuntersuchung der Spuren.
DNA-Fehler nach Tötungsdelikt in Linz aufgedeckt
Initialzündung
für die Überprüfung der gesamten Spuren auf mögliche Kontaminationen war ein
Tötungsdelikt in Linz am 28. September 2008. Ein junger Bosnier wurde an
diesem Abend von fünf Männern im Stiegenhaus einer Disco niedergeschlagen
und tödlich verletzt, auf seinem Finger fand sich die DNA der gesuchten "Phantom"-Verbrecherin.
Nach Festnahme aller Verdächtigen und der Überprüfung des gesamten Umfeld
des Mannes von der Freundin bis zur Kellnerin wurde ausgeschlossen, dass die
gesuchte Frau etwas mit der Tat zu tun haben könnte (mehr
dazu hier).
Das österreichische Bundeskriminalamt und die deutsche Polizei stehen vor einer Mega-Blamage. Bereits vor den verunreinigten Spuren bereitete die Killerin ohne Gesicht den Ermittlern Kopfzerbrechen. Grund dafür war die unterschiedliche Vorgehensweise des "Phantoms".
Verschiedene Ursachen möglich
Wie genau es zu der vermuteten
Verunreinigung der Wattestäbchen gekommen sein könnte, wissen die Behörden
noch nicht. Möglich wäre, dass Hautschuppen beim Einpacken auf die Produkte
geraten seien oder das Bestrahlungs-System zur DNA-Beseitigung ausgefallen
sei, meinte Andrea Raninger vom Bundeskriminalamt (BK). Dass nur einige
Wattestäbchen pro Packung kontaminiert wurden, sei ebenfalls möglich. Dafür
würde sprechen, dass die DNA an allen Tatorten jeweils in nur einer einzigen
Probe gefunden wurde.
Alle Wattestäbchen werden überprüft
Durch die
Wattestäbchen-Panne bei den Ermittlungen dürften die zahlreichen Straftaten
jetzt wohl mehreren Verbrechern zugeordnet werden. Die deutsche
Polizeigewerkschaft drängt auf eine schnelle Aufklärung der
Ermittlungspannen. Die Polizei in Baden-Württemberg will wegen der Zweifel
an der Existenz des "Phantoms von Heilbronn" nun alle
Wattestäbchen für die Spurensicherung in ihren Lagern überprüfen.