Münchener Gericht

Klatten-Prozess beginnt am 9. März

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Sie wurde verführt - und mit Videos erpresst: Susanne Klatten zeigte ihren Gigolo an. Der Prozess gegen den Erpresser der Milliardärin beginnt im März.

Der Mann trieb sein Spiel offenbar mit mehreren reichen Frauen gleichzeitig: Gerade hatte er von einer mehrere hunderttausend Euro kassiert, da soll er schon das nächste Opfer mit derselben rührenden Geschichte von einem Unfall mit einem schwer verletzten Kind zu hohen Zahlungen gebracht haben. Der mutmaßliche Erpresser der Münchner Quandt-Erbin und Milliardärin Susanne Klatten muss sich ab 9. März am Landgericht München verantworten.

Betrug und Erpressung
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 44-jährigen Schweizer Helg Sgarbi in vier Fällen Betrug im besonders schweren Fall und in zwei Fällen zusätzlich versuchte Erpressung vor. Ob die vier betroffenen Frauen vor Gericht aussagen müssen, ist offen. Klatten war zur Polizei gegangen, weil der Mann nach ihren Angaben versuchte, sie mit intimen Videos zu erpressen.

"Zufällig" lernte der Schweizer die Frauen in edlen Hotels kennen. Während er zu Klatten erste zarte Bande knüpfte, war eine andere Frau noch dabei, einen sechsstelligen Betrag für ihn von der Bank abzuheben. Einmal soll er eine Geliebte in einem Hotel in München-Schwabing getroffen haben, in dem er sich schon tags darauf mit Susanne Klatten verabredete.

Gegenpol zur Disziplin?
Warum ausgerechnet Susanne Klatten, hochkorrekt und stets für sich und ihre ganze Familie auf höchste Diskretion bedacht, sich mit einem mutmaßlichen Kriminellen einließ, muss offen bleiben. Sie hat früh höchste Verantwortung getragen, ihr Vater stirbt, als sie 20 ist. "Diesen Gegenpol zu der Disziplin und der Geltung, um den muss man sich täglich neu bemühen", sagte sie im November der "Financial Times Deutschland". "Darf ich das Leben genießen? Darf ich mal einen Tag freimachen? Diese Perforation des Pflichtgefühls, die muss ich mir erarbeiten. Sonst zerbricht man."

Vielleicht hat sie sich einmal freigenommen von der Pflicht, als sie im Sommer 2007 in einem Wellnesshotel in Tirol Sgarbi kennenlernt. Die 46-jährige verheiratete Mutter dreier Kinder bleibt zurückhaltend - um sich irgendwann doch mit dem Schweizer einzulassen. Wie zuvor schon anderen Frauen erzählte er auch ihr schon bald die Geschichte von einem Unfall, bei dem er ein Kind schwer verletzt habe. Er brauche Geld, um sich freizukaufen. Klatten übergibt ihm in der Tiefgarage eines Münchner Hotels sieben Millionen Euro. Zuvor hatte er von zwei anderen Frauen bereits sechs- bis siebenstellige Beträge erhalten.

Videos
Schließlich wollte Sgarbi offenbar, dass Klatten sich von ihrem Mann trennt - dabei soll es nochmals um Geld gegangen sein, 290 Millionen Euro waren es angeblich. Klatten beendet die Beziehung - nun sollen die Erpressungsversuche mit den Videos begonnen haben. Sgarbi soll dabei zeitweise 49 Millionen Euro verlangt, den Betrag aber dann auf weniger als ein Drittel reduziert haben.

Klatten geht zur Polizei
Klatten entschließt sich zu einem mutigen Schritt. Trotz des drohenden öffentlichen Interesses, das sie zeitlebens soweit wie möglich gemieden hat, verständigt sie die Polizei. Bei der vereinbarten Geldübergabe im österreichischen Vomp klickten vor einem Jahr die Handschellen. "Sie hat konsequent und ohne Rücksicht auf die für sie unangenehmen öffentlichen Folgen Anzeige erstattet", sagte Klatten-Sprecher Jörg Appelhans. Es sei ihr auch darum gegangen, dem Mann das Handwerk zu legen.

Sgarbis Rechtsanwalt Egon Geis aus Frankfurt sagte, er werde sich vor der Hauptverhandlung nicht zu den Vorwürfen oder zur Verteidigungsstrategie äußern. "In der Hauptverhandlung geben wir eine Stellungnahme ab."

Weiter in den (Wirtschafts-) Schlagzeilen
Während der Ermittlungen führt Klatten unbeirrt ihre Geschäfte weiter. Nur wenige Tage, nachdem ihr Foto wegen der Affäre auf den Titelseiten prangte, überrascht sie die Wirtschaftswelt mit einer Übernahmeofferte für den Chemiekonzern Altana, an dem sie bereits 50,1 Prozent hält - und macht damit gleich wieder Schlagzeilen.

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