Eluana Englaro ist tot. Seit 17 Jahren lag sie im Koma. Jetzt wurde ihre Ernährung eingestellt. In Italien tobt ein Streit über Sterbehilfe.
Die italienische Koma-Patientin Eluana Englaro ist tot. Die 38-jährige Frau, deren Schicksal Italien gespalten hat, sei plötzlich gestorben, teilte die Verwaltung der Privatklinik "La Quiete", in der sich die Patientin seit einer Woche befand, am Montagabend mit. Um den Fall Eluana war in Italien ein heftiger politischer Streit wegen Sterbehilfe entflammt. "Der Patientin ist es plötzlich schlecht gegangen, wir haben den Anästhesisten gerufen, der sie betreut", berichtete die Leitung des Krankenhauses.
Der Vater der Koma-Patientin bestätigte den Tod Eluanas. "Ja, Eluana hat uns verlassen. Jetzt will ich mit meinem Schmerz allein bleiben", reagierte Beppino Englaro, der seit zehn Jahren für das Sterberecht seiner seit 17 Jahren im Koma liegenden Tochter gekämpft hatte. Die Todesnachricht erhielt er vom Anästhesisten Amato De Monte, der Eluana bis zuletzt betreut hat. Am Freitag war die künstlicher Ernährung, die Eluana am Leben hielt, reduziert worden. Seit Samstag war sie abgebrochen worden.
Foto: (c) AP, Beppino Englaro - Eluanas Vater
Der Vatikan reagierte bestürzt auf der Nachricht des Todes der Koma-Patientin. "Gott nehme Eluana auf und verzeihe den Menschen, die ihr dies angetan haben", kommentierte der "Gesundheitsminister" des Vatikans, Kardinal Javier Lazano Barragan, der in den vergangenen Wochen öfters für die Rettung des Lebens Eluanas plädiert hatte.
Italiens Premier, Silvio Berlusconi Foto: (c) AP
Berlusconi betroffen
Auch der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi zeigte sich tief betroffen. Er kritisierte indirekt Staatspräsidenten Giorgio Napolitano, der am Freitag eine Eilverordnung der Regierung nicht unterzeichnet hatte, mit der das Kabinett eine Fortsetzung der lebenserhaltenden Maßnahmen für die Patientin erzwingen wollte. "Die Aktion der Regierung zur Rettung eines Menschenlebens ist verhindert worden", hieß es in einer Presseaussendung Berlusconis. Über die Eilverordnung hatte am Montag eine Debatte im Senat begonnen.
"Wir machen trotz Eluanas Tod weiter. Wir müssen das Gesetz verabschieden, das die Aussetzung der künstlichen Ernährung in Italien verbietet. Wir müssen einen weiteren Fall Englaro verhindern", kommentierte Sozialminister Maurizio Sacconi.
Verzweiflung beim Sozialminister, Foto (c) AP
Schweigeminute im Senat
Mit einer Schweigeminute reagierte der Senat in Rom auf die Nachricht des Todes Eluanas. Dort hatte am Montag die Diskussion über die Notverordnung Berlusconis begonnen. Die Abstimmung war für den morgigen Dienstag geplant.
Das Spital in Udine, Foto: (c) AP
Hunderte von Menschen versammelten sich vor der Klinik in Udine, nachdem sich die Todesnachricht verbreitet hatte. Viele Menschen weinte, andere beteten. Die meisten erklärten ihre Solidarität mit Beppino Englaro. Über den Tod Eluanas könnte die Staatsanwaltschaft Udine eine Untersuchung einleiten.
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