Die entlassenen Mitarbeiter zogen vors Arbeitsgericht.
Erneut beschäftigt ein angeblicher Minidiebstahl die deutsche Justiz. Vor wenigen Wochen wurde eine Kassiererin gefeuert, weil sie Pfandbons im Wert von 1,30 Euro gestohlen hat, jetzt sind zwei Bäcker ihren Job los, weil sie ihre Frühstücksbrötchen unerlaubt mit einem pikanten Belag aus dem Eigentum der Backstube bestrichen haben sollen. Die Bäckerei-Kette hatte den beiden daraufhin fristlos gekündigt. Nachdem eine gütliche Einigung gescheitert ist, klagen die entlassenen Mitarbeiter nun vor dem Arbeitsgericht. Vor knapp zwei Wochen hatte das Berliner Landesarbeitsgericht die fristlose Kündigung einer Frau für rechtmäßig erklärt, die zwei Pfandbons im Gesamtwert von 1,30 Euro unterschlagen haben soll.
Sollen Betriebsräte entsorgt werden?
Der Geschäftsführer der
Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten in der Region Dortmund, Manfred
Sträter, verteidigt die Bäcker: "Hier kann man überhaupt nicht von Diebstahl
reden." Die Männer hätten den Brotbelag mit selbst gekauften Brötchen
während der Produktion lediglich abgeschmeckt, als der Geschäftsleiter in
der Backstube erschien. Die Gewerkschaft vertritt vor Gericht einen der
gekündigten Mitarbeiter (26), der gleichzeitig Betriebsratsmitglied war.
Darin sieht Sträter den eigentlichen Grund der Entlassung. Er wirft der
Firma vor, "die Betriebsräte entsorgen" zu wollen.
Die Bäckerei räumt ein, dass es sich bei der Entlassung wegen eines Brotbelags um eine "unpopuläre Entscheidung" handle, die aber im Sinne einer "Gleichbehandlung aller 300 Mitarbeiter" notwendig gewesen sei. Die Firma betont, dass die Entscheidung gemeinsam mit dem Betriebsrat getroffen worden sei.