Über 200 eingestürzte Gebäude werden untersucht.
Die Ermittlungen der Justiz bezüglich eventueller strafrechtlicher Verantwortung beim Bau nicht erdbebensicherer Häuser in der Region Abruzzen sind an einem Wendepunkt angelangt. Medienberichten zufolge will die Staatsanwaltschaft einen Prozess gegen 60 Personen anstrengen. Ihnen wird die Missachtung der Bauvorschriften vorgeworfen. Beim Erdbeben am 6. April waren fast 300 Menschen gestorben.
Grube für Sondermüll
Die Untersuchung konzentriert sich
auf den Einsturz eines Studentenheims im Zentrum L'Aquilas,
bei dem acht Jugendliche ums Leben kamen. Dieses Gebäude wurde zum Symbol
der Tragödie in L'Aquila. Es soll vermutlich über einer Grube errichtet
worden sein, in der ein Pharmakonzern Sondermüll entsorgte. Dies könne eine
Ursache des Einsturzes sein, berichteten italienische Medien. "Wir müssen
wissen, warum diese Gebäude so eingestürzt sind", verlangte der
Bürgermeister L'Aquilas Massimo Cialente.
Schlechte Qualität
In Italien wird heftig über die
unzureichende Qualität der Gebäude diskutiert, zumal auch zahlreiche jüngere
Objekte eingestürzt sind. Angesichts der Tragödie müsse man einsehen, dass
es viel Verantwortungslosigkeit in Bezug auf missachtete Bauvorschriften
gebe, verlangten Politiker aus allen Lagern. Die schlechte Bauqualität in
Gebieten mit erhöhtem Erdbeben-Risiko ist seit jeher ein Problem in Italien.