Es ist der wohl spektakulärste Diebstahl aller Zeiten: Ronnie Biggs raubte einen Postzug aus. Er wurde zu 30 Jahren verurteilt - jetzt kommt er frei.
Der schwer erkrankte britische Postzugräuber Ronnie Biggs soll nach Medieninformationen noch vor seinem 80. Geburtstag im September aus dem Gefängnis freikommen. Im Juli soll sich ein Bewährungsausschuss mit der Begnadigung des 79-Jährigen beschäftigen. Nach Informationen der britischen Zeitung "Daily Mail" handelt es sich dabei allerdings nur noch um eine Formalie.
"Jedem ist klar, dass er ein schwer kranker Mann ist, der keine Gefahr für die Öffentlichkeit mehr darstellt", zitierte die "Mail" eine Quelle aus dem Strafvollzug. Am Wochenende waren wieder Rufe nach einer Begnadigung Biggs laut geworden, nachdem dieser mit einer Lungenentzündung in eine Klinik gebracht worden war.
Kommt er ins Pflegeheim?
Biggs Sohn Michael zeigte sich wegen
einer Begnadigung seines Vaters zuversichtlich. Er gehe davon aus, dass er
seinen Vater nach dessen Freilassung in einem Pflegeheim unterbringen werde. "Ich
hatte mehrere Besuche von Bewährungshelfern und dem Bewährungsausschuss und
wir haben gemeinsam erörtert, wie das Leben in Freiheit für meinen Vater wäre",
sagte er dem TV-Sender ITV. "Die Öffentlichkeit wird wohl erschrocken
sein, wenn sie sieht, in welchem Zustand sich mein Vater befindet. Ich
glaube, die Leute erwarten niemanden, der so gebrechlich und alt ist."
Biggs hatte mehrere Schlaganfälle erlitten.
Millionen erbeutet
Biggs verbüßt im Gefängnis im ostenglischen
Norwich eine 30-jährige Haftstrafe, auch weil er nach dem spektakulären
Überfall auf einen Postzug 35 Jahre lang auf der Flucht war. Er gilt als
einer der führenden Köpfe bei dem Überfall auf den Nachtzug von Glasgow nach
London im August 1963. Die Gangster entkamen mit einer damals sagenhaften
Beute von 2,6 Millionen Pfund - heute wären das nach Schätzungen fast 40
Millionen Pfund (etwa 44,6 Millionen Euro).
Flucht nach Brasilien
Die meisten Posträuber wurden bald
gefasst, Biggs brach jedoch nach 15 Monaten aus dem Gefängnis aus. Danach
ließ er sich sein Gesicht operieren und flüchtete nach Brasilien. Über die
Jahre gewann der meistgesuchte Ganove Großbritanniens Kultstatus. Erst 2001
kam er nach einem Schlaganfall in die Heimat zurück und stellte sich der
Justiz. Die Beute wurde nur zum kleinen Teil nach der Festnahme der Gangster
sichergestellt. Es wird vermutet, dass flüchtige Räuber wie Biggs Teile des
Geldes auf ihrer Odyssee ausgegeben haben.