Wildwest

Lucky Luke schießt seit 60 Jahren

22.12.2006

Der Comic-Held ritt zu Weihnachten 1946 erstmals in den Sonnenuntergang. Seit damals wurden weltweit 100 Millionen Exemplare verkauft.

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Der einsame Cowboy wird wohl auch als Pensionist noch singend auf seinem Schimmel Richtung Sonnenuntergang reiten. So wie er es seit sechs Jahrzehnten macht. Und auch den Colt zieht "Lucky Luke" seit mittlerweile 60 Jahren schneller als sein Schatten. Nur den Glimmstängel hat der stete Einzelgänger nicht mehr lässig an den Lippen kleben. Seit den 80er Jahren kaut der erfolgreiche Comic-Held vielmehr cool auf einem Grashalm herum, während er die Dalton-Verbrecher jagt oder schneller zieht als die lausbübische Wildwestlegende Billy the Kid.

Das für Revolverhelden vergleichsweise hohe Alter sieht der Comicfreund seinem gezeichneten Idol natürlich nicht an: "Lucky Luke vereint die Coolness von Clark Gable, die Lässigkeit von Cary Grant und die Ehrenhaftigkeit von James Stewart in sich - den Hollywoodschauspielern, die Morris schon als jungen Mann begeisterten", beschreibt der Berliner ehapa-Verlag seinen Umsatzerfolg. Der Belgier Maurice de Bévère alias Morris (1923-2001) erfand seinen Westernschützen 1946, erstmals rauchte der Colt dann in der Weihnachtsausgabe der belgischen Comiczeitung "Spirou" in dem Abenteuer "Arizona 1880".

Weltweit 100 Millionen Exemplare
Mehr als zehn Jahre später, im Dezember 1958, amüsiert Lucky Luke in der deutschen Erstausgabe "Der heitere Fridolin" die Leser, 1977 wird schließlich der erste eigene deutsche Lucky-Luke-Band unter der Etikette "Western für Anspruchsvolle" veröffentlicht - mit Erfolg: Bis heute verkaufen sich rund 35 Millionen deutschsprachige Alben, weltweit liegt die Auflage bereits bei mehr als 100 Millionen Exemplaren.

Ohne Pferd kein Reiter - und so kann sich Lucky Luke auf die treue Begleitung seines sprechenden Pferdes Jolly Jumper verlassen. Weit weniger klug als der seiltanzende Schimmel präsentiert sich dagegen immer wieder der dämliche Gefängnishund Rantanplan, der "Hund, der dümmer ist als sein Schatten" - und natürlich müssen die vier Daltons Joe, William, Jack und Averell regelmäßig und stets erfolglos ihre Ausbrüche aus dem Knast, ihre Banküberfälle und Anschläge auf Postkutschen planen. "Ich mag die vier Daltons am liebsten", sagte Morris einst im Interview. "Lucky Luke" musste nach den Anweisungen des Verlegers ein leuchtendes und unfehlbares Beispiel darstellen. "Doch leider ist ein allzu perfekter Held sehr schnell langweilig, daher macht es mir viel mehr Spaß, die Dalton-Brüder auftreten zu lassen."

Schillernde historische Figuren
Neben diesem festen Ensemble treten auf den knallbunten Seiten immer wieder schillernde historische Figuren vor allem aus dem Wilden Westen auf: Calamity Jane hatte eine Rolle, Jesse James und Mark Twain spielten ebenso ihren Part wie die Opernsängerin Sarah Bernhardt und Schauspieler wie Jean Gabin und David Niven. Seine Westerndetails erhielt Morris in den ersten Jahren vor allem von Filmfotos. "Und ich musste die meisten aus den Schaukästen vor den Kinos stehlen", gestand Morris.

Nur wenige Jahre nach den ersten Auftritten "Lucky Lukes" holte sich Morris den Comic-Autor René Goscinny ins Boot, der auch die Figur des unbeugsamen Galliers Asterix und den "kleinen Nick" schuf. Nach den gemeinsamen Erfolgen und nach dem Tod Goscinnys 1977 arbeitete Morris noch mit anderen Textern zusammen. Er legte zudem für die Zeit nach seinem Ableben fest, dass Lucky Luke unsterblich bleiben und mit neuen Autoren und Zeichnern für Recht und Ordnung sorgen soll.

Neueste Ausgabe ab Februar erhältlich
Im neuesten Streich des aktuellen Teams Achdé (Zeichnungen) und Laurent Gerra (Text) sehen die Luke-Fans von Februar an die vier "Daltons in der Schlinge" - und wieder wird der Cowboy einsam singend in der Abendsonne reiten, etwa so, wie er es auf bedruckter Bettwäsche tut, auf französischen und belgischen Briefmarken und Kaffeetassen, den Filmen mit Terence Hill oder Till Schweiger in den Hauptrollen oder im eigenen Vergnügungspark nahe Lissabon.

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