"Dutroux II"

Lütticher Kindermörderprozss hat begonnen

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Am Montag begann in Lüttich der Prozess gegen den Kindermörder Abdullah A. O. Der Fall weckt in Belgien Erinnerung an Marc Dutroux.

In der belgischen Stadt Lüttich hat am Montag der Prozess gegen einen 40-jährigen Mann begonnen, der verdächtigt wird, zwei Mädchen im Alter von sieben und zehn Jahren ermordet zu haben. Der 40 Jahre alte Abdullah A. O. muss sich wegen der Vergewaltigung und Ermordung der zehnjährigen Nathalie sowie des Mordes an deren sieben Jahre alter Freundin Stacy verantworten. Der Angeklagte bestreitet jegliche Schuld. Augenzeugen für die nächtliche Tat am Rande eines Stadtteilfests im Sommer 2006 gibt es nicht, das Gericht wird sich daher vor allem auf Indizien stützen müssen.

100 Zeugen
"Er wird seit Monaten so behandelt, als sei er schuldig, aber ich hoffe, dass das Prinzip der Unschuld bis zum Beweis des Gegenteils respektiert wird", sagte Anwalt Olivier Martins. Anders als im Fall Dutroux, als die Behörden nach dem Verschwinden der beiden Lütticher Mädchen Julie und Melissa nicht sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt hatten, reagierten die Fahnder vor zwei Jahren prompt: Polizei und Justiz setzten für die Suche wochenlang ein Großaufgebot an Beamten ein, nachdem Nathalie und Stacy in der Nacht zum 10. Juni 2006 verschwunden waren. Es dauerte 18 Tage, bis Mitarbeiter des Zivilschutzes die Leichen der beiden Mädchen in der Kanalisation am Rande eines Lütticher Bahndamms entdeckten.

Ohne direkte Augenzeugen konzentrierten sich die Fahnder auf die Suche nach einschlägig Vorbestraften, die in der Nähe des Tatorts lebten. Dabei stießen sie auf die Akte des Angeklagten, der bereits wegen mehrerer Vergewaltigungen sowie des Missbrauchs einer kleinen Nichte verurteilt worden war. Zuletzt verhängte ein Gericht im Jahr 2001 gegen ihn eine dreijährige Haftstrafe wegen der Vergewaltigung einer 14-Jährigen. Ende 2005 kam Abdullah A.O. frei und zog in den Stadtteil, in dem Nathalie und Stacy ermordet wurden. Laut Staatsanwaltschaft belasten ihn die Ergebnisse der kriminaltechnischen Untersuchungen. Bis zu dem für den 11. Juni erwarteten Urteil sollen rund 100 Zeugen gehört werden.

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