Plünderer hatten sich über die Container hergemacht - die Polizei sperrte den Strand. Ein Teil der Fracht wird nun im Internet versteigert.
Aus Angst vor weiteren Plünderungen nach der Havarie des Frachters "Napoli" ist der Strand der südenglischen Gemeinde Branscombe am Dienstag gesperrt worden. Die Zufahrtsstraßen wurden von der Polizei abgeriegelt, um zu verhindern, dass Strandräuber noch mehr Container ausräumen. Zugleich begannen die Vorbereitungen, um aus dem halbgesunkenen Schiff rund 3.500 Tonnen Öl abzupumpen. Die "Napoli" war bei dem Orkan "Kyrill" in Seenot geraten, vor die Küste geschleppt worden und hatte dann Fracht verloren. Insgesamt gingen mehr als 100 Container über Bord.
Zum Foto-Report der Plünderungen:
Diebesgut im Internet zur Versteigerun
Die Sperrung des Strandes
in der Nähe der 500-Seelen-Gemeinde wurde damit begründet, dass sich Szenen
wie am Vortag nicht wiederholen sollten. Am Montag hatten mehrere hundert
Strandräuber etwa 40 Container geplündert, die von der "Napoli"
angeschwemmt worden waren. In ihre Hände fielen zum Beispiel Weinfässer,
Babywindeln, Damenmode, Werkzeuge und Auto-Ersatzteile. Einige der
Strandräuber zogen sogar mit Motorrädern ab. Die Plünderungen dauerten bis
weit in die Nacht. Inzwischen wird ein Teil der Waren bereits im Internet
zur Versteigerung angeboten.
Strandräuber handeln aus "reiner Gier"
Die
Küstenwache bezeichnete das Verhalten der Strandräuber als "reine Gier".
"Wir haben jede mögliche Anstrengung unternommen, um die Stelle zu sichern.
Aber die Menge an Leuten, die plötzlich auf dem Strand aufkreuzten, war
nicht zu erwarten", sagte einer der Verantwortlichen, Mark Rodaway. Notfalls
werde die Polizei auch vor Festnahmen nicht zurückschrecken. Zugleich
appellierte Rodaway an alle Plünderer, ihre Beute wieder zurückzugeben. Auf
dem halbgesunkenen Schiff befinden sich noch mehr als 2.000 weitere
Container.
Plünderer berufen sich auf uraltes Recht
Nach britischem
Gesetz muss jeder, der am Strand Wertgegenstände entdeckt und mitnimmt, die
Ware innerhalb von 28 Tagen bei den Behörden melden. Nur wenn die Eigentümer
ausdrücklich zustimmen oder sich innerhalb von zwölf Monaten nicht melden,
darf das Strandgut behalten werden. Andernfalls droht eine Strafe von bis zu
2.500 Pfund (3.818 Euro) - pro mitgenommenem Stück. Von den Plünderern
berufen sich viele hingegen auf ein uraltes Recht, Strandgut mitzunehmen.
Unterdessen wurde auf dem 62.000-Tonnen-Schiff das Schweröl weiter erhitzt, um es abpumpen zu können. Nach Schätzungen der Küstenwache wird es bis zu einer Woche dauern, bevor die Gefahr für die Umwelt gebannt ist. Die britische Vogelschutzgesellschaft berichtete, dass bereits rund 600 Seevögel mit ölverschmiertem Gefieder entdeckt worden seien.