Der ehemalige Ermittler soll Amtsgeheimnisse verraten haben.
Die Eltern des verschwundenen britischen Mädchens Madeleine McCann wollen den ehemaligen portugiesischen Kriminalkommissar Goncalo Amaral ein weiteres Mal verklagen. Kate und Gerry McCann legen dem Ex-Beamten, der in Portugal die Ermittlungen im Fall Madeleine geleitet hatte, den Verrat vom Amtsgeheimnissen zur Last.
Buch
Wie die Anwältin des Ärztepaars, Isabel Duarte, in Lissabon
bekanntgab, hat Amaral nach Ansicht der McCanns in einem Buch geheime
Einzelheiten aus den Ermittlungen geschildert. Nach portugiesischem Recht
dürfen solche Details erst veröffentlicht werden, wenn die Ermittlungen
abgeschlossen sind. Der mittlerweile pensionierte Kommissar habe sein Buch
aber fertiggestellt, bevor die Justiz den Fall zu den Akten gelegt habe,
betonte die Anwältin.
Umstrittene These
Amaral vertritt in seinem umstrittenen Werk mit
dem Titel "Maddie - Die Wahrheit über die Lüge" die Ansicht, dass das
Mädchen längst tot sei und die Eltern etwas damit zu tun gehabt hätten. Die
McCanns hatten bereits ein Verbot des Buches beantragt. Die portugiesische
Justiz gab dem Antrag im September 2009 in einer einstweiligen Verfügung
statt.
Prozess
Derzeit muss ein Gericht in Lissabon darüber entscheiden,
ob das Buch endgültig verboten wird. Der Prozess hätte eigentlich am
Donnerstag zu Ende gehen sollen. Das Gericht entschied jedoch, die
Verhandlungen am 10. Februar fortzusetzen, um weitere Zeugen anhören zu
können.
Die McCanns hatten den Verbotsantrag damit begründet, dass sie das Buch als eine Verleumdung betrachteten und das Werk die Suche nach ihrer Tochter erschwere. Amaral verweist dagegen auf sein Recht auf Meinungsfreiheit. In einem anderen Verfahren fordern Maddies Eltern von Amaral 1,2 Millionen Euro Schadenersatz wegen übler Nachrede.
Die damals knapp vier Jahre alte Madeleine war am 3. Mai 2007 aus der Ferienwohnung der Eltern an der Algarve-Küste in Südportugal spurlos verschwunden. Die Polizei ging zunächst von einer Entführung des Mädchens aus. Später neigten die Ermittler zu der Hypothese, dass Maddie noch in der Ferienwohnung zu Tode gekommen sei und die Eltern die Leiche verschwinden ließen. Die Polizei konnte diese Vermutung jedoch nicht beweisen, so dass die Justiz den Fall im Juli 2008 zu den Akten legte und die Ermittlungen ergebnislos einstellte.