Risse entdeckt
Materialfehler verursachte Achsbruch des ICE-Zuges
04.11.2008
Laut einem Gutachten ist die Ursache für den Achsbruch des ICE-Zuges ein Materialfehler. Bis Februar wird mit Störungen des ICE-Verkehrs gerechnet.
Der Achsbruch an einem ICE-Zug im Juli in Köln soll auf einen Materialfehler zurückzuführen sein. Laut Gutachten der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) seien im Stahl der Achse "Einschlüsse unzulässiger Größe" festgestellt worden, berichtet der Onlinedienst "Bild.de" am Dienstag. Die Prüfer kämen zu dem Schluss, dass die "Anforderungen an den Reinheitsgrad" des Stahls in der Nähe der Bruchflächen "nicht erfüllt sind". Unter Einschlüssen versteht man winzige Fremdkörper oder Luftbläschen.
Keine Stellungnahme
Die Sprecherin der Bundesanstalt, Ulrike
Rockland, lehnte zum Sachverhalt jede Stellungnahme ab und verwies auf die
Kölner Staatsanwaltschaft, die den ICE-Unfall untersucht. Der dort
zuständige Staatsanwalt Tino Seesko wollte sich auf Anfrage auch nicht
äußern. Man werde erst etwas sagen, wenn der endgültige Prüfbericht
vorliege.
Bei Unfall kam niemand zu Schaden
Der ICE-3 war am 9. Juli bei
der Ausfahrt aus dem Kölner Hauptbahnhof bei niedrigem Tempo mit gebrochener
Achse entgleist. Es kam niemand zu Schaden. Inzwischen wurden an zwei Achsen
anderer ICE vom Neigetechnik-Typ T millimetertiefe Risse entdeckt. Die
ICE-T-Flotte wurde vorübergehend fast komplett aus dem Verkehr gezogen. Die
Achsen werden nun wie beim ICE-3 alle 30.000 Kilometer per Ultraschall auf
Schäden kontrolliert. Im ICE-Verkehr sind deshalb bis Februar Behinderungen
zu erwarten.
Das Gutachten
Im BAM-Gutachten, aus dem "Bild.de"
zitiert, heißt es: "Reinheitsgrad bruchnah nicht in Ordnung."
Und: "Einschlüsse, wie sie in der Nähe der Rissstartstelle nachgewiesen
wurden, könnten als Rissstarter fungiert haben." Die Deutsche Bahn
äußerte sich zu dem "Bild"-Bericht zunächst nicht. Das
Unternehmen hatte bereits am 16. Oktober mitgeteilt, ein vorläufiger
Untersuchungsbericht der BAM enthalte den Hinweis, dass der Achsenbruch von
Köln mit einem Herstellungsfehler zusammenhängen könnte.
Bahnchef Hartmut Mehdorn sagte am vergangenen Donnerstag in Berlin, im Stahl der fraglichen Achse seien "Materialeinschlüsse" gefunden worden. Diese seien allerdings nicht größer als ein Millimeter und lägen damit "in der Norm". Es sei noch nicht klar, ob und wie schnell sich winzige Risse im Stahl einer ICE-Achse später ausdehnen könnten.
Verspätungen auch in Wien
Wegen eines Mitte Oktober
entdeckten Risses an einer ersten ICE-T-Achse hatte die Deutsche Bahn fast
alle Züge dieses Typs aus dem Verkehr gezogen. Deshalb war es auch auf 16
österreichischen Zugverbindungen zu Verspätungen gekommen. Betroffen waren
ICE-Verbindungen auf den Strecken Wien Westbahnhof - Frankfurt, Dortmund -
Wien Westbahnhof sowie zwischen Wien und München bzw. Wien und Bregenz.