Tier-Drama
Mehr als 40 gestrandete Wale erschossen
31.05.2009
Hunderte Menschen versuchten die Tiere vergebens zu retten. Die Wale zu töten war die humanste Lösung, sie wären sonst langsam an Organversagen gestorben.
Bis zuletzt harrten hunderte Menschen im eisigen Wasser aus und zerrten verzweifelt an den tonnenschweren Leibern. Doch der Wettlauf gegen die Zeit ging verloren: Auf der Kap-Halbinsel in Südafrika sind mehr als 40 gestrandete Wale erschossen worden. Zuvor hatten Tierschützer, Wissenschafter und Freiwillige einen Tag lang alles versucht, um die Grindwale und Kleinen Schwertwale zurück in den Atlantik zu bringen. Ein Polizist setzte dem Todeskampf der Tiere am Strand von Kommetjie schließlich ein Ende. Er erschoss 41 oder 42 der Wale, berichtete die Zeitung "Cape Argus" am Sonntag.
Humanste Lösung
Der Meeresbiologe Mike Meyer sagte, dies sei
die humanste Lösung für die Tiere gewesen, die sonst langsam an
Organversagen gestorben wären. Nan Rice von der regionalen Schutzgruppe für
Delfine pflichtete ihm bei: "Ich fühle mich ziemlich traurig, aber es ist
der richtige Weg", sagte sie der südafrikanischen Nachrichtenagentur SAPA.
Insgesamt waren 55 bis zu fünf Tonnen schwere Wale gestrandet, nur wenige
fanden den Weg zurück ins offene Meer.
Navigationssystem gestört
Am Samstag in der Morgendämmerung
schwammen erst nur ein paar, später immer mehr Wale ins seichte Wasser in
der Nähe von Kapstadt - auch schwangere Weibchen und gerade geborene Kälber.
"Sie sind wie Schafe. Wenn einer an Land schwimmt, folgen ihm die anderen",
sagte Meyer dem "Cape Argus". Tierforscherin Meredith Thornton von der
Universität Pretoria vermutete einen Rechenfehler im eigentlich ausgefeilten
Navigationssystem der Wale. Vielleicht sei das Leittier, meist ein Weibchen,
auch krank gewesen. An Australiens Küsten stranden häufig Wale. In Südafrika
passiert das seltener, vor allem in dieser Größenordnung.
Hunderte Menschen kämpften um das Leben der Tiere
Als die
Nachricht von dem Drama an der Küste die Runde machte, eilten hunderte
Menschen nach Kommetjie. In Neoprenanzügen stiegen sie ins eiskalte Wasser,
um den Meeressäugern mit bloßen Händen zu helfen. Mit schweren Baumaschinen
wurden einige Wale zurück ins Wasser geschoben. Manche Helfer schwammen mit
den Säugern bis weit hinaus, doch jedes Mal machten die Tiere eine
Kehrtwende. Für die meisten war das der Untergang. Als die Schüsse des
Polizisten dem Drama am Strand ein Ende setzten, schrien viele der
erschöpften Helfer auf und brachen in Tränen aus.
Wissenschafter rätseln bis heute, warum Wale stranden. Tierschützer meinen, ihr Orientierungssinn werde durch Lärm im Meer etwa durch U-Boote oder Ölbohrungen gestört. Eine andere Theorie ist, dass sie Beute ins seichte Wasser hinterher jagen.
"Geräuschverschmutzung" schuld?
Wale verfügen wie
Delfine über einen Tiefenmesser, ein Echolot. Die Tiere geben Schallwellen
ab, die zurückgeworfen werden, wenn sie auf ein Hindernis treffen.
Sonargeräte und seismische Schallerzeuger, wie sie zur Suche nach Rohstoffen
oder feindlichen U-Booten eingesetzt werden, können das empfindliche Gehör
der Wale schädigen. Auch bei dem aktuellen Fall in Südafrika vermuten
Beobachter eine "Geräuschverschmutzung", nachdem es in der vergangenen Woche
in der False Bay auf der anderen Seite der Kap-Halbinsel eine Marine-Übung
gegeben hatte.