Trotz Vorwürfen durfte er weiter Messen lesen
Missbrauchsvorwürfe: Pfarrer soll ''Lieblingsministrant'' gefesselt haben
09.03.2023Schwere Missbrauchsvorwürfe gegen Pfarrer Peter W. Er soll seinen damals erst 15 Jahre alten ''Lieblingsministranten'' gefesselt und missbraucht haben. 2016 gab es weitere Missbrauchsvorwürfe, geändert hat das allerdings nichts: Er durfte weiter Messen lesen.
Pfaffenhofen. Schwere Vorwürfe gegen Pfarrer Peter W. (56).
2008 begann alles: Der Pfarrer soll damals seinen erst 15-jährigen Lieblingsministranten gefesselt und anschließend missbraucht haben.
Ganze 13 Jahre lang schwieg der Geschädigte. Grund dafür: Scham.
13 Jahre lang schwieg der Geschädigte wegen Scham
Vor den Schutzbefohlenen erklärte er im Prozess gegen den Pfarrer: „Ich hatte Schuldgefühle und Angst“. Auch beschreibt er die damalige Beziehung zu dem Pfarrer.
Peter W. soll vorerst wie eine Vaterfigur für ihn gewesen sein, die ihm wohl gut tat, da er eine schwere Zeit in der Schule durchmachte. Der Pfarrer hätte ihn nicht nur getauft und ihn als Ministrant an seine Seite geholt, sondern wäre wohl auch mit ihm Shoppen gefahren.
„Als ich ihm sagte, dass ich ins Fitnessstudio gehe, wollte er meinen Muskelaufbau vermessen. Dafür sollte ich mich bis auf die Unterhose ausziehen. Alle ein bis zwei Monate maß er mit einem Maßband an Armen, Beinen und Brustkorb nach“, zitiert die "Bild" den schwer traumatisierten 30-Jährigen bei seiner Aussage.
Staatsanwältin Alexandra Engel spricht einen weiteren Vorwurf gegen den Angeklagten: "Damit Sie sehen konnten, wie stark der Geschädigte sei, musste sich dieser auf eine Liege legen. Nur in Unterhose wurde er an den Handgelenken gefesselt und aufgefordert, sich zu befreien.“ Fünf Minuten lang sei das Opfer dann unter der Unterhose massiert worden.
Der Pfarrer selbst leugnet die Vorwürfe vehement und legte gegen einen Strafbefehl über vier Monate Eisspruch ein.
Daher nun der Prozess.
Bereits 2016 gab es Missbrauchsvorwürfe gegen Pfarrer Peter W. Ausgerechnet während des Fronleichnamsgottesdiensts wurde sein Rauswurf als Stadtpfarrer von Pfaffenhofen verkündet.
Auffällig: Die Hälfte von 100 Ministranten soll in der Pfarrzeit von Peter W. den Dienst quittiert haben.
Es änderte nichts
Doch nichts geschah, die Vorwürfe ließen sich nicht erhärten und Peter W. wurde schließlich einfach der neue Pfarrer in Elchingen bei Neu-Ulm (Bayern).
Bis sich ein Ministrant beim Kirchenaustrittsgespräch einem weiteren Geistlichen anvertraute. Die Kripo fand schließlich bei einer Hausdurchsuchung einschlägige Videos mit Doktorspielen junger Männer.
Bereits am 13. März will Amtsrichterin Katharina Laudien das Urteil verkünden. Messen lesen darf Peter W. derzeit nicht.