Behörden-Versagen

Mordende Mutter stand unter ärztlicher Beobachtung

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Nach der Familientragödie im schleswig-holsteinischen Darry mit fünf getöteten Kindern zeigt sich, dass die Frau und die Buben von Fachkräften betreut wurden.

Nach der Tötung ihrer fünf Kinder hat die 31-jährige Mutter einem Psychiater die Tat gestanden. Sie habe ihre Aufnahme in der Klinik beantragt, erklärte die Mordkommission am Donnerstag in Plön. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt die Frau des fünffachen Mordes, den sie aber in einem schuldunfähigen Zustand begangen habe. Die psychisch Kranke soll in eine geschlossene psychiatrische Klinik eingewiesen werden, weil sie eine Gefahr für die Allgemeinheit sei, erklärte Oberstaatsanwalt Uwe Wick. Nach ersten Obduktionserkenntnissen wurden die fünf Jungen im Alter von drei bis fünf Jahren erst mit Schlafmitteln betäubt und danach erstickt.

Nun hat sich herausgestellt, dass sowohl die Frau als auch die fünf Buben zu Hause von Fachkräften betreut wurden. Das zuständige Amt sah allerdings keine vorherigen Anzeichen.

Vater wandte sich an Gesundheitsamt
Das Amt sei tätig geworden, nachdem einer der Väter der fünf getöteten Kinder wegen des psychischen Zustandes der Frau besorgt an das Gesundheitsamt gewandt habe. Er hatte von religiösen Fantasien bei ihr berichtet. Seither sei die Familie, zu der auch zwei behinderte Kinder gehörten, vom Sozialpsychiatrischen Dienst und vom Jugendamt Plön unterstützt worden. Von Oktober bis Ende November bekam die seit September in Darry wohnende Familie insgesamt 15 Stunden Hilfe im Haushalt. Die Kinder seien regelmäßig in der Schule erschienen.

Die Mutter wurde von Fachkräften betreut
Durch die ambulante Hilfe für die Frau und ihre fünf Kinder "ist die psychische Erkrankung ganz in den Hintergrund getreten", sagte Dworak. "Es gab seither keinerlei Anzeichen mehr auf psychische Auffälligkeiten", sagte die Amtsleiterin. Die 31-Jährige sei zu Hause von Fachkräften betreut worden, die Erfahrung mit psychischen Kranken haben, betonte die Ärztin. "Wir konnten uns darauf verlassen, dass sie sich melden würden, falls es Auffälligkeiten geben hätte", sagte die Amtsleiterin weiter. Alle hätten Notruf-Nummern gehabt, auch der Vater. Der Kontakt war hergestellt. "Aber niemand hatte sich bei uns wieder gemeldet."

Mutter wollte sich umbringen
Die Mutter der fünf toten Buben wollte sich nach der Tat offenbar selbst töten. Wie der Sprecher der psychiatrischen Klinik im holsteinischen Neustadt sagte, erschien die 31-Jährige am Mittwoch gegen 12.00 Uhr mit schweren Schnittverletzungen an beiden Armen in der Klinik. Sie sei dann in Begleitung eines Mitarbeiters der psychiatrischen Abteilung in die Chirurgie überwiesen worden, wo die Schnittverletzungen medizinisch versorgt worden seien.

Familienvater einen Tag zuvor ausgezogen
Am Mittwochnachmittag hatte die Polizei in einem Einfamilienhaus in dem kleinen Ort Darry im Landkreis Plön die Leichen der Kinder gefunden. Der Familienvater war am Tag vor der Tat ausgezogen. Er hielt sich nach Angaben der Behörden aber auch zuvor nicht dauernd zu Hause auf.

Über den Antrag der Staatsanwaltschaft auf dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie sollte ein Richter noch am Donnerstag entscheiden. Die Frau habe zunächst nicht vernommen werden können und einen Pflichtverteidiger erhalten. Die beiden Väter der Kinder würden ebenso betreut wie die Mutter der Täterin, hieß es.

Tod durch Ersticken
Als vorläufiges Ergebnis der rechtsmedizinischen Untersuchungen teilte die Staatsanwaltschaft Tod durch Ersticken mit. Zuvor sei den Jungen wohl ein Schlafmittel verabreicht worden. Allerdings müssten noch die toxikologischen Untersuchungen abgewartet werden, sagte Wick. Dies werde noch ein bis zwei Wochen dauern.

Behörden wussten von Problemen
Die Familie hatte offenbar schon länger Probleme und wurde seit einigen Monaten von Behörden in Plön betreut. Nach AP-Informationen war ein Kind autistisch. Die Eltern hatten sich im April 2005 auf der Suche nach einer Wohnung erstmals an den Allgemeinen Sozialen Dienst (ASG) des Jugendamtes gewendet, sagte der Landrat Volkram Gebel. Danach habe es erst wieder im August 2007 Kontakt gegeben, als sich der Vater an die Behörden wandte und von Eheproblemen und religiösen Fantasien seiner Frau berichtete.

"Anzeichen einer psychiatrischen Erkrankung"
Der ASG und der sozialpsychiatrische Dienst des Gesundheitsamtes führten in der Folge Gespräche mit der Frau und besuchten die Familie zu Hause. "Es hat Anzeichen für eine psychiatrische Erkrankung gegeben aber keine Hinweise auf Eigengefährdung oder Gefährdung der Kinder", sagte der Chef vom ASD Plön, Anselm Brößkamp. Der Familie wurde vom Amt zunächst eine Haushaltshilfe für 15 Stunden gewährt. Der Bericht des ambulanten Dienstes empfahl eine weitere Unterstützung der Familie, sah aber keine Hinweise auf akute Gefährdung des Wohles der Kinder.

Vor einigen Tagen scheint sich die Situation noch einmal zugespitzt zu haben: Am 28. November war der ambulante Dienst nach Angaben des Landrates zum letzten Mal im Haus.

"Keinerlei Anzeichen einer Gefährdung der Kinder"
Vor der fünffachen Kindstötung hat es nach Angaben der Leiterin des Plöner Gesundheitsamtes "keinerlei akute Anzeichen einer Gefährdung der Kinder durch ihre Mutter gegeben". Eine vorsorgliche Einweisung der psychisch auffällig gewordenen 31-jährigen Mutter in eine Fachklinik sei deshalb nicht möglich gewesen, sagte Regine Dworak am Freitag.

Seit Oktober gab es keine Hinweise darauf, dass die Frau "aktuell für sich oder andere eine Gefahr darstellte, die eine vorsorgliche Einweisung in eine Fachklinik nötig gemacht hätte." Die schuldunfähige Mutter habe sich auf Veranlassung des Amtes am 17. August auch bei einem Psychiater einer Fachklinik in Preetz vorgestellt. Dabei sei eine akute Gefährdung ausgeschlossen worden.

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