Sonderbar
Moskauer Zeitung nach Bericht über Putin "pleite"
18.04.2008
Ausgerechnet die Zeitung, die über Putins neue Freundin berichtete, musste jetzt ihr Erscheinen einstellen.
Die russische Boulevardzeitung, die mit Berichten über angebliche Heiratspläne von Präsident Wladimir Putin weltweit Aufsehen erregte, muss bis auf weiteres ihr Erscheinen einstellen. Der Herausgeber der Tageszeitung "Moskowskij Korrespondent", der Politiker und Unternehmer Alexander Lebedew, ließ am Freitag in Moskau mitteilen, er habe die Finanzierung des Blattes gestoppt. Die Zeitung arbeite defizitär, sagte ein Mitarbeiter nach Angaben der Agentur Interfax zur Begründung. Mit dem Putin-Skandal habe die Entscheidung Lebedews nichts zu tun.
Erste Berichte vor einer Woche
"Moskowskij Korrespondent" hatte
erstmals vor einer Woche unter Berufung auf Informanten berichtet, Putin
(55) habe sich heimlich von seiner Frau Ljudmila scheiden lassen und werde
im Juni die 31 Jahre jüngere Olympiasiegerin in Sportgymnastik, Alina
Kabajewa (24) heiraten. Putin dementierte dies bei einem Besuch in Italien
am Freitag (heute) mit den Worten, davon sei nichts wahr. Auch Kabajewa, die
für die Kremlpartei Geeintes Russland seit kurzem in der Staatsduma sitzt,
dementierte die Berichte.
Der "Zar" war "wenig amüsiert"
Putin
zeigte sich wenig amüsiert über die Gerüchte um sein Privatleben. "Ich habe
es schon immer abgelehnt, dass sich jemand mit seiner schnupfenverschmierten
Nase und seinen erotischen Fantasien in das Leben eines anderen einmischt",
erklärte der scheidende Kremlchef. Er freue sich zwar, wenn er auf
Auslandsreisen nicht mehr ständig zum Konfliktgebiet Tschetschenien befragt
werde. Aber dennoch müssten auch bei Fragen an ihn "die Regeln des Anstands"
befolgt werden.
In den Berichten der russischen Staatsagenturen wurde auch am Freitag der Name Kabajewa nicht verwendet. Grund dafür sei eine Anweisung "von oben", wie in den Redaktionen bestätigt wurde.
Tabubruch sorgt für Spekulationen
Die Meldung von der
"Hochzeit des Jahrhunderts", so die Überschrift in "Moskowskij
Korrespondent", war von allen anderen Medien des Landes über Tage ignoriert
worden. Es ist in der russischen Medienlandschaft ein ungeschriebenes
Gesetz, dass über das Privatleben der Präsidentenfamilie nicht ohne
Zustimmung des Kremls berichtet werden darf. Deshalb wird bis heute
spekuliert, weshalb die Boulevardzeitung diesen in der Ära Putin einmaligen
Tabubruch wenige Wochen vor der Amtsübergabe von Putin an den gewählten
Nachfolger Dmitri Medwedew wagte.